Laptop und Mikro

Ein Podcast in Zeiten Coronas

LKM-Studentin Kim Kroll fing in den ersten Tagen der Corona-Einschränkungen einen Podcast an. Über ihre Motivation, in der Krise erst recht Kultur zu generieren, spricht sie mit uns.

CAMPULS: Wie bist du überhaupt dazu gekommen, einen Podcast zu machen?

Während des ganzen Corona-Chaos habe ich angefangen, beim Singener Wochenblatt zu arbeiten. Ich sollte bei einem Kulturprojekt helfen, welches durch die Einschränkungen auf Eis gelegt wurde. Die Idee war, die mit Veranstaltungstipps ausgestattete Internetseite „WasWannWo.tips“ in „WasWannDaheim.tips“ umzuwandeln, um regionalen Künstler_innen eine Online-Plattform zu bieten. Die ursprüngliche Idee war dann, dass ich einen wöchentlichen Podcast mache und kurz aufzähle, welche neuen Projekte hochgeladen wurden. Ich fand das dann aber langweilig, denn eigentlich sollen die Besucher_innen die Seite selbst entdecken. Trotzdem wollte ich die Idee eines Podcasts beibehalten. Dann habe ich überlegt, was ICH eigentlich für einen Podcast machen möchte. Mein Studium Literatur-Kunst-Medien (LKM) beschäftigt mich auch außerhalb der Universität und ich sah durch meine Arbeit im Singener Wochenblatt, dass sich durch Corona einiges verändert hat. Das war die Geburtsstunde des Podcasts „Clowns, Corona und ‚C’ultur“. Dann musste ich mich noch in die Technik einarbeiten, wie man schneidet zum Beispiel, denn das hatte ich noch nie gemacht. Ich habe dann den Film „The Philosophers“ angeschaut und mir nebenher Notizen dazu gemacht, ein wenig wie im Studium. Am Ende hatte ich einen dreiminütigen Monolog konzipiert. Das war viel zu wenig, deshalb habe ich spontan einen Freund angerufen. Ich dachte, eine zweite Stimme würde mehr Pfiff reinbringen und ich wollte außerdem die technischen Möglichkeiten weiter testen. Am Ende waren es 26 Minuten und ich dachte mir „Ja, keine drei Minuten mehr!“ (lacht).

CAMPULS: Du hast an der Uni Konstanz studiert und verarbeitest dein Studium LKM im Podcast. Was ist denn LKM?

Lachen-Klatschen-Malen (lacht). Das Coole an dem Studiengang ist, dass er so viele Sachen verknüpft. Also ich habe während meines Studiums gemerkt, dass Medienthesen auf Literatur und Kunst angewandt werden können oder andersherum. Ich versuche, auf Theorien zurückzugreifen, die ich schon kenne und diese auf das aktuelle Thema anzuwenden. In späteren Folgen des Podcasts möchte ich auch auf die Feinheiten des Studiengangs eingehen, z.B. wie man an eine Hausarbeit rangeht. Die Podcast-Themen müssen nicht immer mit Corona zu tun haben.

Ich möchte zeigen, dass Corona die Chance bietet, neue Ideen entstehen zu lassen.

Deshalb lade ich Leute ein, die keine Ahnung von diesem Studiengang haben und schaue, wie diese spontan auf die Theorien reagieren.

CAMPULS: Was steckt hinter dem Titel „Clowns, Corona und ‚C‘ultur“?

Der Titel sollte knackig klingen und trotzdem passen. Clowns steht dafür, dass man auch in schlechten Zeiten etwas zum Lachen braucht. Mein Podcast soll nicht nur informieren, sondern auch zum Nachdenken anregen, jedoch auf eine lustige Art und Weise. Corona, weil es nun einmal der Auslöser war, diesen Podcast überhaupt erst zu starten. Und Kultur mit C, weil es einfach gepasst hat.

CAMPULS: Du sagst, dass du ein „Kultcast“ machst und keinen Podcast. Was bedeutet das?

Das war eine spontane Idee. Trotzdem sollte man wissen, was ein Begriff bedeutet, wenn man ihn benutzt. Podcast kommt von den Begriffen iPod und Broadcast und ich fand es eher unpassend, dass sich der Name auf eine Marke bezieht. „Kultcast“ fand ich witzig, denn wenn man sagt, etwas ist kultig, dann ist es auch irgendwie spannender. Die Leute denken „Was ist das?“ und beschäftigen sich damit.

CAMPULS: Hast du schon Rückmeldung bekommen von Hörer_innen?

Ich habe schon von Leuten aus Freundeskreis und Familie Feedback bekommen und dieses ist bisher ganz positiv. Anscheinend habe ich eine sehr angenehme Stimme zum Anhören.

CAMPULS: Hinter LKM stecken nicht nur Bücher, Gemälde und Filme. Planst du auch, auf andere Dinge einzugehen, zum Beispiel Soziale Medien oder digitale Ausstellungen?

Im ersten und zweiten Semester LKM werden sehr abstrakte Theorien vermittelt, die erst danach konkret angewandt werden. Das schockt viele und ich wollte die Hörer_innen leicht einsteigen lassen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, auch andere Objekte vorzustellen. Vielleicht werde ich auch einmal allein im Monolog eine Analyse durchführen. Ich finde es eigentlich ganz spannend, zwei Ansichten zu präsentieren. Da kommt man selbst auch noch auf neue Ideen. Gespräche sind aber interessanter.

Der Dialog im Podcast spiegelt auch einen eigenen Dialog im Kopf der Zuhörer_innen. Wenn man einem Dialog lauscht, dann hat man mehr Lust, sich zu beteiligen.

CAMPULS: Man muss auch ein wenig mitdenken und überlegen welche Meinungen man teilt und welche nicht. Zuhörer_innen werden zum eigenen Dialogpartner_in.

Genau! Während dem Gespräch mit meiner Mutter über Wall-E in Folge Drei des Podcasts kam ich zum Beispiel erst auf die Idee, dass die Pflanze im Film etwas Positives in dem ganzen Chaos ist, etwas Neues, das keimt, genauso wie neue Ideen während der Corona-Krise.

CAMPULS: Du meintest, du willst gar nicht immer alles auf Corona beziehen. Weißt du schon, wie der Podcast weitergehen soll, wenn Corona vorbei ist?

Ich glaube, ich möchte den Podcast gerne weiterführen, in naher Zukunft auf jeden Fall. Wenn dann später wieder ein gewisser Normalzustand einkehrt, ersetze ich vielleicht das Wort „Corona“ durch ein anderes. Aber vielleicht lass ich „Corona“ auch, denn dadurch ist der Podcast erst entstanden. Unser Zusammenleben wird immer ein wenig anders bleiben, zum Beispiel Social Distancing, als Begriff und Praxis, wird bestehen.

CAMPULS: Es gibt auf Instagram auch diese neuen Sticker und die Struktur der App wird verändert. Beispielsweise den „Support your Local“ – Sticker, wo Dinge zum Verkauf angeboten werden können. Das ist interessant, weil dann kleine Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen auf Instagram zusätzlich anderweitig bewerben können. Und die Frage ist: Was bleibt von diesen Strukturwandlungen?

Es gibt diese Welle, lokal einzukaufen, beispielsweise im Buchhandel. Ich hoffe, dass wir uns so an die neuen, positiven Arten und Weisen des alltäglichen Lebens gewöhnen, dass wir diese einfach beibehalten. Auch bemerken immer mehr Nutzer_innen, dass Fake News im Netz schnell geteilt sind und versuchen, mehr aufzupassen, woher Informationen stammen. Ich glaube, es sind neue, tolle Sachen entstanden. Es wäre schade, die wieder in den Müll zu schmeißen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts
Lesen

2023: Ein Wechselbad der Gefühle

Während diese Jahresrückblick-Reihe mit dem Jahr der Corona-Pandemie in Deutschland begann, endet sie in dem Jahr, in dem die letzten Corona-Maßnahmen bei uns beendet worden sind: Ein beladenes Jahr mit einer Vielzahl an Weltereignissen liegt hinter uns – wie auch in den vergangenen drei Jahren nimmt uns unsere Redakteurin Jamie-Lee Merkert mit auf eine Reise der Katastrophen, Anastrophen und allem, was dazwischen liegt.
Lesen

Über das biologische Geschlecht hinaus: Die Trans*Selbsthilfegruppe Radolfzell

„Ich fühle mich nicht als Frau, ich bin eine Frau wurde aber lange aufgrund meines Körpers nicht als solche anerkannt. Ich habe jahrelang allen vorgelogen, ein Junge zu sein. Darunter leide ich heute noch. Es ist eine Befreiung endlich die sein zu können, die ich bin und mich nicht mehr permanent zu verstellen“, erzählt eine etwa 1,60 Meter große, dunkelblonde Transfrau lächelnd, mit einer E-Zigarette im Mundwinkel.
Die mobile Version verlassen