Film ab! Das Lumière Unikino 

Das Unikino lädt jeden Dienstag im Semester zu einem Filmabend ein – der Eintritt ist kostenlos. Die Hochschulgruppe Lumière, die seit den 1970er Jahren besteht, zählt aktuell sechs engagierte Mitglieder. Paul Stephan stellt im Gespräch mit ihrem zweiten Vorsitzenden die Gruppe vor.

Es ist heiß in Konstanz. Das Wetter scheint zu schön, um ins Kino zu gehen. Heute Abend läuft Fritz Langs Kurzfilm „M – eine Stadt sucht einen Mörder“. Angeblich einer der besten hundert Filme aller Zeiten, im Jahr 1931 produziert. Es ist etwas Besonderes, ihn vorgeführt zu bekommen.

Möglich macht die Vorführung die Hochschulgruppe „Lumière“. Ihr zweiter Vorsitzender ist Pirmin Klink. „Meine wöchentliche Aufgabe ist es, die Vorstellung der Filme zu übernehmen“”, erzählt er, „das heißt, ich sorge dafür, dass der Film läuft und erstelle die Trailer und Werbung, die wir davor zeigen. Da passe ich dann das Datum an und erlaube mir auch ein paar Spielereien.“

Pirmin Klink erlaubt sich auch beim eigenen Bild einige Spielereien. Fotomontage: Pirmin Klink.

Während des Semesters ist Pirmin jeden Dienstagabend mit der Vorführung der Filme beschäftigt. „Außerhalb davon geht es aber, in den Semesterferien setze ich mich vielleicht einmal einen Tag hin, um die Poster zu machen, das war es dann aber auch.“

Die Auswahl der Filme, die gezeigt werden, ist extrem vielfältig. Regelmäßig gibt es Stummfilme mit Live-Musik, aber auch lange Nächte mit mehreren Filmen, wie etwa zu Ehren der Regisseure David & Jerry Zucker und des Schauspielers Leslie Nielsen, bestehend aus „Airplane“, „Die nackte Kanone“ und „Scary Movie 4“.  „Am Ende des Semesters setzen wir uns als Gruppe zusammen“, berichtet Pirmin, „dann finden Wahlen statt, sowohl für die Ämter als auch für das Programm fürs nächste Semester. Jeder darf Filme vorschlagen und dann wird abgestimmt. Für Specials, wie zum Beispiel das Stummfilmkonzert oder dieses Semester das Western Special, gibt es dann noch eine eigene Wahl.”

Dieses Wahlsystem scheint dafür zu sorgen, dass sowohl bekannte Klassiker, wie zum Beispiel die „Truman-Show“ oder  „Das Leben der Anderen“ vorgeführt werden, als auch weniger verbreitete Filme, wie etwa  „Batman-Ninja“, welcher zu Pirmins Lieblingsfilmen gehört. „Leider wurde er erst gegen Ende des letzten Semesters gezeigt und war recht schlecht besucht. Das ist eine Schande, denn es ist ein großartiger Film, der viel zu wenig Aufmerksamkeit erfährt“, meint Pirmin.

Dabei ist es ein Anliegen der Hochschulgruppe, dass nicht ausschließlich besonders anspruchsvolle Filme laufen, sondern eine gute Mischung gezeigt wird.  „Es ist klar, dass wenn ausschließlich Arthaus-Fans im Publikum sitzen, wir etwas mehr Arthaus zeigen“, sagt Pirmin,  „wir zeigen aber auch etwas seichtere Dinge, wie etwa jetzt gegen Semesterende ‚Barb and Star Go to Vista Del Mar‘.“ Dieser Film wird am 16.07. vorgeführt werden.

Obwohl der Eintritt für die Zuschauenden kostenlos ist, fallen für die Hochschulgruppe auch Kosten an, beispielsweise für die Lizenzen der Filme.  „Dadurch, dass wir keinen Eintritt verlangen, haben wir aber bessere Bedingungen. So gibt es etwa eine große Schirmlizenz, für die wir nicht allzu viel zahlen. Die deckt schon einiges ab.“ Da das Uni-Kino aber auch andere Filme zeigen möchte, die von der Lizenz nicht abgedeckt sind, muss bei diesen individuell verhandelt werden.  „Da kann es schon mal vorkommen, dass die dann 1.000 Euro wollen“, erzählt Pirmin, „das ist dann natürlich unrealistisch.“ Für solche Filme, bekommt Lumière finanzielle Unterstützung durch den allgemeinen Studierendenausschuss (AstA), meistens in der Größenordnung von 100 Euro pro Lizenz. Das betrifft etwa fünf bis sechs Filme pro Semester.

Aktuell ist das Uni-Kino auf der Suche nach Leuten, die mitmachen wollen.  „Die alten Hasen sind langsam fertig mit dem Studium, wer mitmachen möchte, kann einfach gerne nach der Vorstellung dazu kommen. Wir freuen uns immer über Zuwachs.“ Die Möglichkeit dafür ist dieses Semester noch an verschiedenen Terminen gegeben. So etwa am 18.06. in „Rango“, welcher als  „Western-Special“ beworben wird. „Das ist ein animierter Film von den Machern von „Fluch der Karibik’“, wirbt Pirmin für den Film, „und auch Johnny Depp ist in der Hauptrolle zu sehen. Er spielt dort ein Chamäleon, das im wilden Westen landet. Im Grunde ist es ein Liebesbrief an das Western-Genre. Zu dem Film reichen wir Whisky.“

Hinter dieser Tür befindet sich das Snack-Lager von Lumière. Foto: Paul Stephan.

Pünktlich um 20:00 Uhr beginnt der Film. Normalerweise gibt es jetzt Snacks, doch wegen der Baustellensituation fällt der übliche Lagerraum des Uni-Kinos im Foyer weg und die Versorgung ist nicht immer einfach. So fallen heute die Snacks aus. Dennoch erscheinen, trotz strahlender Sonne und anspruchsvollem Film, viele Leute, der Hörsaal füllt sich. Dann wird es dunkel und auf der Leinwand erscheinen die Spielereien von Pirmin: Die leicht veränderten Trailer der Filme, mit einigen Besonderheiten, die er extra eingefügt hat. So finden sich in vielen Trailern Anspielungen auf den Buchstaben „M“, ganz im Sinne des heute gezeigten Films. Als der Film läuft, ist der Ton nur schwer zu verstehen, was nicht am Hörsaal, sondern am alten Film an sich liegt. Mit englischem Untertitel ist es möglich, mitzulesen.

Als der Film vorbei ist, gehen die Leute ihrer Wege. Der Mörder ist gefangen, nachdenkliche Stimmung liegt in der Luft, ganz der alten Frage, ob das, was gezeigt wurde, eigentlich gerecht ist. Und welche Bedeutung ein so alter Film für uns heute hat? Ob früher wirklich so viel geraucht wurde?

Während das Publikum mit diesen Fragen den Raum verlässt, macht sich die Crew von Lumière noch an die Arbeit. Neue Plakate werden im Foyer aufgehängt und es wird aufgeräumt. Wie die Trailer, sind auch die Plakate liebevoll auf das Unikino angepasst und neugestaltet. Und eines erscheint sicher: Wer sich für Lumière engagiert, der lebt für diese Filme bis ins kleinste Detail.

Related Posts
Lesen

Exzellenzuniversität: Ein Resümee für Erstis und alle, die noch ein paar Semester studieren

Am Ende ihres Studiums angelangt, enthüllt unsere Redakteurin Jamie-Lee Merkert ihre Überlebensstrategien an unserer Exzellenzuniversität. Was Exzellenz wirklich bedeutet, bleibt ein unlösbares Rätsel – so komplex, dass die Erklärung nur von jenen verstanden wird, die bereits die Abschlusshürden gemeistert haben. Begleitet sie auf einer humorvollen Reise durch den Uni-Dschungel, einer Institution so exzellent, dass ihr wahres Geheimnis wohl für immer ungelüftet bleibt.
Lesen

Jüdisches Leben in Wien

Unsere Redakteurin Paula befindet sich momentan im Auslandssemester in Wien. Die Stadt zieht viele verschiedene Kulturen und Religionen an. Zwischen Erinnerungskultur und Zukunftsgestaltung spielt sich das jüdische Leben ab. Ein Bericht über jüdische Identität, Antisemitismusprävention und den Versuch eines Perspektivenwechsels.