Alle sieben Jahre werden die (neuen) Exzellenzcluster und die Exzellenzstrategie vorgestellt. Diese wurden dieses Jahr am 22. Mai in Bonn, bzw. als Livestream auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) präsentiert. Die Anspannung machte sich in der Kommentarspalte des Livestreams dabei deutlich bemerkbar. Von „Macht doch mal schneller jetzt!“ bis hin zu „Glaubt ihr die Universität XY behält ihren Titel?“ ließen Nutzer:innen ihre Nervosität durchblitzen, während die Vorsitzenden der DFG und des Wissenschaftsrats in die Exzellenzstrategie einführten. Die Erlösung, wenn man so will, kam dann mit der Information, dass der Bericht über die Exzellenzstrategie jetzt auf der Website der DFG einzusehen sei: Viele jubelten, doch die Universität Konstanz schaut in die Röhre. 14 Jahre lang, also zwei Exzellenzperioden, trug unsere Uni den Titel der ‚Exzellenzuniversität‘ als eine von insgesamt elf Universitäten deutschlandweit.

Wer entscheidet eigentlich darüber, ob eine Universität exzellent ist?
Diese Frage stellen sich die DFG und der Wissenschaftsrat alle sieben Jahre. Zusammen bilden sie die Exzellenzkommission, die im Auftrag des Bundes und der Länder arbeitet. Ihnen fällt dabei die Aufgabe zu, eine Exzellenzstrategie zu entwickeln, deren Teil die Exzellenzuniversitäten sind.
Achtung: Exzellenzstrategie im Schnelldurchlauf
Im ersten Schritt der Exzellenzstrategie können sich Universitäten deutschlandweit mit sogenannten ‚Exzellenzclustern‘ bewerben. Exzellenz… ääh was? „Verbundforschungsprojekte in international wettbewerbsfähigen Forschungsfeldern an Universitäten oder in Universitätsverbünden“, definiert sie das baden-württembergische Wissenschaftsministerium. Es sind also Forschungsprojekte, die besonders gute wissenschaftliche Arbeit leisten. Wenn alle Bewerbungen für Exzellenzcluster eingegangen sind, werden diese von der DFG und dem Wissenschaftsrat geprüft und im nächsten Schritt verkündet, welche eine Förderung erhalten und welche nicht.
Für die Universität Konstanz waren das in den letzten beiden Exzellenzperioden die folgenden Cluster:
- „The Politics of Inequality“: Ein Cluster, welches zu den politischen Ursachen und Folgen der wachsenden Ungleichheit in unserer Gesellschaft forscht. Dieses Exzellenzcluster soll dazu verschiedene Perspektiven aus der Politikwissenschaft, Soziologie, Linguistik und Ökonomie vereinen.
- „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“: In diesem Exzellenzcluster wird zu Schwarmverhalten geforscht. „Von gewaltigen Tierschwärmen über menschliche Gruppendynamiken bis hin zu autonomen Roboterkollektiven“, heißt es auf der Webseite der Universität.
Und wann ist eine Uni jetzt exzellent?
Die Universitäten, die im ersten Schritt mindestens zwei Exzellenzcluster anerkannt bekommen haben, können sich im nächsten Schritt um den Titel der ‚Exzellenzuniversität‘ bewerben. Als einzelne Universität mit mindestens zwei Clustern oder als Verbund (eine Art Forschungskooperation) von drei oder mehr Unis mit mindestens insgesamt drei anerkannten Exzellenzclustern. Am 26.10.2025 wird dann bekannt gegeben, welche Universitäten sich den Titel auf die Fahne schreiben dürfen. So weit, so gut…
Nicht so gut (oder auch nicht so exzellent) ist allerdings, dass die Uni Konstanz eins ihrer beiden Exzellenzcluster nach der zweiten Exzellenzperiode nicht mehr weiter verteidigen konnte. Das Cluster „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“ wurde nicht mehr als Exzellenzcluster anerkannt. Zum Jahr 2026 verliert die Universität Konstanz damit also auch ihren Titel der ‚Exzellenzuniversität‘.
Es geht immer ums Geld
Eine Exzellenzuniversität zu sein, bedeutet nicht nur, sich mit einem prestigeträchtigen Titel schmücken zu können. Für alle Exzellenzcluster und Exzellenzuniversitäten – das sind mit der kommenden Exzellenzperiode 70 Stück, also das Maximum – gibt es eine finanzielle Förderung: Das Fördervolumen beträgt für alle Cluster jährlich rund 539 Millionen Euro – 75 Prozent trägt der Bund; 25 Prozent die jeweiligen Sitzländer der Universitäten. Eine schöne Stange Geld, die der Uni Konstanz jetzt nur noch in Teilen durch den Erhalt des „The Politics of Inequality“-Cluster zusteht.
Die Förderung durch die Exzellenzstrategie war für die Universität also ein maßgeblicher Teil finanzieller Stabilität. Wie es jetzt also ohne das Geld weitergehen wird, ist noch offen.