Schneeflocken, Fliederbluten und brennende Betten – Nachhaltige Poesie beim Charity-Slam 2023

Verdrängen von Nachrichten als Selbstschutz, nicht immer offensichtlicher Alltagsrassismus, verschiedene Arten von Liebe und Kritik an den Ergebnissen der Klimakonferenz. Das alles wurde von den Slammer:innen zum Ausdruck gebracht. Was ein Charity-Slam überhaupt ist und was die Slammer:innen sonst noch bewegt hat, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Dienstagabend um 17:17 Uhr. Im Vorlesungssaal R712 hat anstatt von Vorlesungen der Charity-Slam stattgefunden. Organisiert wurde er von der Studierendenvertretung (StuVe) und dem Künstelkollektiv. Das Thema des Slams waren die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN. Die meisten Texte der Slamer:innen haben diese zwar behandelt, aber trotzdem war dies keine Pflicht.

Aber was unterscheidet einen Charity-Slam eigentlich von einem Poetry-Slam? Bevor der erste Text vorgetragen wurde, hatten verschiedene gemeinnützige Organisationen wie das Green Office, das Café Mondial, Save Me und die AIAS die Möglichkeit, ihre Arbeit vorzustellen. Anstatt einer monetären Spende wurden die Besucher:innen dazu aufgefordert, sich kostenlos als Stammzellenspender:innen bei der AIAS registrieren zu lassen. Das konnte man direkt vor Ort am Stand der AIAS tun und auch die anderen Organisationen hatten Stände, an denen Interessierte sich in der Pause informieren konnten.

Auch in Würfelform vor Ort: die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Foto: Marie-Louis Kindsvater.

Vortragen und anmelden konnte sich jeder und jede, die Lust hatte, auch noch kurz bevor es losging. So kamen am Ende elf Texte zusammen. Nachdem ein Text vorgetragen wurde, durfte das Publikum ein Wort, das sie mit dem jeweiligen Text assoziierten, in den Saal hereinrufen. Von „Schneeflocke“ bis „ausgerupft“ bezeichnete das Publikum die Texte. Die Worte haben dabei geholfen, sich bei der Abstimmung, die am Ende des Charity-Slams stattfand, besser an die verschiedenen Texte zu erinnern. Durch diese wurde dann auch der oder die Gewinner:in ermittelt. Man hatte jedoch das Gefühl, dass es nicht primär um den Sieg ging.


Ob Alltagsrassismus, Klimakrise, Alltagsflucht, Trauer oder Migrationsschicksale. Die Slammer:innen haben in emotionalen, eindrücklichen Worten das ausgedrückt, was sie beschäftigte. Mit einer Analogie von einem ausgerupften Fliederbusch, der als Unkraut gesehen wurde, hat z.B. Gianluca Saverino die Erfahrungen geflüchteter Personen, die nicht erwünscht seien und keine „Wurzeln schlagen“ können, eindrücklich beschrieben. Oder Kaja Struwe, die in ihrem Text von Schneeflocken gesprochen hat und sagte, dass keine Schneeflocke in der Lawine sich je für diese verantwortlich fühlen würde. Hierbei drückte sie bildlich und auch gewissermaßen humorvoll aus, dass die individuelle Ignoranz und das Gefühl, allein nichts ändern zu können, die Bekämpfung des Klimawandels erschwere und rief zudem zum gemeinsamen Handeln auf.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Charity-Slam für viele eine schöne Art war, einen Uni-Tag zu beenden und zu sehen, wie wichtige Themen auf eine andere Art, ganz persönlich, wahrgenommen und dargestellt werden. Dadurch wurde auch das Gefühl vermittelt, mit den Themen, die einen selbst gerade beschäftigen, nicht allein zu sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Posts
Lesen

Studis machen Campus – Über einen Tag des Engagements am 8. November

Eine bunte Landschaft an der Universität kann nur durch vielfältiges studentisches Engagement gelingen. Bedingt durch die Corona-Pandemie nahm dieses aber in den letzten Jahren ab. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wird es am 8. November einen Tag an der Universität geben, der ganz im Zeichen des studentischen Engagements stehen soll. Ein Artikel von Paul Stephan.
Lesen

Das geldige Weihnachten

Weihnachten nervt. Frühestens, wenn die Schoko-Nikoläuse schon bei sommerlichen 30 Grad im Supermarkt stehen und Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern dröhnt. Eigentlich wollte man sich doch nur ein kaltes Eis kaufen. Weihnachten nervt, wenn zum zehntausendsten Mal „Kevin allein zu Haus“ im Fernsehen läuft, beim Schrottwichteln wirklich nur kompletter Müll geschenkt wird und der Weihnachtsbaum doch nicht in die Wohnung passt. Und spätestens, wenn die Familie sich an Heiligabend anschweigt, weil mal wieder die falschen Geschenke gekauft wurden. Oder noch schlimmer – ein gequältes Lachen hervorbringt und vorspielt, eine amüsante Zeit zu verbringen.
Lesen

„Ich packe meine Bauchtasche und nehme mit…” Ein Festival-Guide für Anfänger:innen und Erfahrene

Es ist wieder soweit: Festival-Saison! Bist du bereit für nonstop tanzen, feiern und die besten Momente mit Freunden? Damit du deine Gruppe (oder dein Bier) nicht verlierst, bekommst du in diesem Artikel die ultimativen Must-haves vorgestellt. Von Glitzer bis Gummistiefel: Mit diesen Essentials wird dein Festival unvergesslich!
Mann im Bett mit Laptop
Lesen

Alexa, welche Zoom-Meetings stehen heute an? Über den Start ins zweite Online-Semester

In der Schule wurde uns immer gesagt, die Nutzung von technischen Geräten sei strengstens verboten. In Zeiten von Corona kehrt sich diese Aufforderung nun um. So lautet es strengstens: Schalten Sie bitte alle ihre technischen Geräte "ein"! Doch nicht nur das, auch Webcam und Mikrofon müssen einwandfrei funktionieren. Ein großer Bestandteil der Vorbereitung auf das zweite Online-Semester liegt somit darin, für eine bestehende Internetverbindung zu sorgen, denn Uni ist da, wo das WLAN funktioniert.