Vielfältiges Konstanz – Zur Artenvielfalt bei uns in der Region

Artenvielfalt- und schutz ist auch im Kreis Konstanz ein großes Thema. Redakteurin Ramona hat recherchiert und erklärt, was Artenschutz genau ist und wie Konstanz damit umgeht.

Mein Vater ist Landschaftsgärtner. Und während ein Jurist seine Kinder wohl über Recht und Richtig aufklärt, so scheint es die selbsternannte Pflicht eines Landschaftsgärtners, die Seinen über Natur und -nutzung zu belehren. Seine neue Herzensangelegenheit: Die Artenvielfalt und der Schutz dieser.

Das kann sich dann so anhören:

„Faktisch gesehen wissen wir nicht, wie viele Arten es auf der Erde gibt und die Schätzungen gehen auch weit auseinander. Die meisten Quellen berichten von zwei bis zehn Millionen Arten, manche gehen sogar von noch mehr aus.“

„Rund zwei Drittel aller bekannten Tier- und Pflanzenarten leben in den Tropenwäldern.“

Oder aber auch so:

„Etwa eine Million Arten weltweit sind vom Aussterben bedroht.“

„Schätzungen zu Folge nimmt die Anzahl der Insekten weltweit jährlich um etwa 2,5 Prozent ab. Etwa ein Drittel aller Insektenarten ist vom Aussterben bedroht.“

„Mehr als 55 Prozent der Meeresfläche wird industriell befischt.“

Keine sehr optimistischen Neuigkeiten am Frühstückstisch.

Doch was bedeutet Artenschutz genau?

Artenschutz schließt sowohl Pflanzen als auch Tiere ein und impliziert die getroffenen Schutzmaßnahmen einer Instanz, um entsprechende Pflanzen- oder Tierarten vor dem Aussterben zu retten. Welche Arten wo angesiedelt sind, ist abhängig von den jeweiligen Ökosystemen. Umso wichtiger ist es, dass der Mensch die Arten, die sein jeweiliger Standort beherbergt, schützt und auf sie Acht gibt. Auch Konstanz ist einzigartig in der Beheimatung seiner Tiere und Pflanzen. Und diese Einzigartigkeit versucht unser Kreis gut zu schützen.

Ab und zu findet man in Konstanz auch abgesperrte Bereiche für überwinternde Erdbienen. Foto: Malin Jachnow

Artenvielfalt wird auch in Konstanz geschützt

An vier prototypischen Plätzen widmet sich die Stadt Konstanz besonders intensiv dem Artenschutz der Pflanzen. Vor dem Kunstdepot, am Grenzbach, an der unteren Laube und um die Maria-Hilf-Kirche errichteten die Technischen Betriebe Konstanz (TBK) speziellen Magerboden, ließen bestimmte Pflanzenarten stehen, die Vögeln Schutz und Nahrung bieten, stellten kleine Flächen zur Verfügung und begünstigten somit das Wachstum verschiedener Pflanzen wie zum Beispiel Johanniskraut, Mädesüß, Wilde Möhre oder die Königskerze. Zudem lassen sie auch bereits verblühte Pflanzen noch stehen – in ihren Dolden können teilweise Insekten überwintern. Zusätzlich ist das angrenzende Seegebiet zu 60 Prozent Teil von „Natura 2000“ – dem Schutzgebietsystem der Europäischen Union. 2021 wurde der Insel Mainau sogar der EuroNatur-Preis verliehen für die Art und Weise, wie sie auf das Artensterben aufmerksam macht. Philipp Haug als ökologischer Berater der Insel Mainau empfiehlt beispielsweise eine ausgewogene Mischung aus Früh- und Spätblühern und mehrjährige Stauden, von denen die Insekten langfristig profitieren können.

Natürlich sind in Konstanz wie überall auf der Welt bedrohte Tier- und Pflanzenarten auch durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Es bedarf demnach bei Arten, die sich auf der roten Liste befinden, bei einer Umsiedlung, eine Genehmigung durch die Naturschutzbehörde. Du hast beispielsweise ein Hornissennest am Haus? Dann bist du eine:r der „Auserwählten“, denn Hornissen sind durch die Zerstörung ihrer Lebensräume extrem selten geworden. Das Nest einfach zu zerstören ist somit keine Option. 

An manchen Stellen stehen sogenannte Insektenhäuser. Foto: Malin Jachnow

Konstanz summt

Ein weiterer Schritt ist das 2019 ins Leben gerufene Projekt „Konstanz summt“, das vom BUND, dem NABU und der Stadt Konstanz betreut wird. Hier werden öffentliche Flächen, Firmengelände und Gärten sozialer Einrichtungen insektenfreundlicher umgestaltet. Und das ist es auch, was jede:r Einzelne als Beitrag für die Artenvielfalt leisten kann. Also: Informiere dich darüber, welche Blumen und Sträucher besonders insektenfreundlich sind. Meist ist die Natur so clever, dass diejenigen Pflanzen heimisch sind, die natürlicherweise in jedem Garten wachsen würden – würde der/die Hobbygärtner:in sie nicht in einem Anfall ästhetischen Schönheitswahns abmähen und herausrupfen. So ist es eigentlich ganz einfach: Wer einen Garten hat, der sollte diesen sich zu Teilen entfalten lassen auf die Art und Weise, wie dieser es möchte. Das ist nicht nur hilfreich für den Artenschutz sondern spart zusätzlich Kosten und Mühen. Wem der Luxus eines eigenen Gartens nicht vergönnt ist, dafür aber der eines Balkons, der kann beispielsweise ein Insektenhotel basteln oder in seine Balkonkästen nahrhafte Pflanzen für die Bienen platzieren. 

Ein Vogelhaus im eigenen Garten bietet Vögeln ideale Wintervorräte. Foto: Malin Jachnow

Du denkst, der Artenschutz geht dich nichts an?

Dann lass dir folgendes von meinem Vater gesagt sein: Die Biodiversität und Artenvielfalt ist maßgeblich zuständig für die Stabilität von Ökosystemen, die schlimmstenfalls zusammenbrechen können. Wir tragen demnach die ethische Verantwortung für die Arten, unser Ökosystem und damit für die zukünftigen Generationen. 

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