Allein vor dem Bildschirm: Ein Bericht über die Studienerfahrung in Corona-Zeiten

Das Sommersemester hat sich dem Ende zugeneigt, aber das Coronavirus hat meinen Studierendenalltag noch immer fest im Griff.

Anfangs habe ich die Newsletter-E-Mail „EIN|BLICK: Sonderausgabe zum Coronavirus“ unserer Universität jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl gelesen. Irgendwann zwischen den ersten Zoom-Meetings und wöchentlichen Abgaben ist es ganz normal geworden, dass ich sie während des Frühstücks durchlese.

Aus dem anfänglichen Chaos und der Unsicherheit, wann und vor allem wie meine Lehrveranstaltungen stattfinden, wurde das Chaos in meinem Kopf. Denn die Freiheit, die dieses Online-Semester mit sich gebracht hat, kann gefährlich werden, wenn man sich nicht an eigene Fristen hält. Ständige Selbstkontrolle und so viele To-Do-Listen, wie ich sie noch nie zuvor geführt habe, sind meine ständigen Begleiter gewesen, um durch das Semester zu kommen. Diese Freiheit hat andererseits aber auch etwas Gutes: Ich konnte für zwei Monate meine Familie in 600 km Entfernung besuchen.

Dort habe ich jedoch schnell gemerkt, dass ich durch das digitale Sommersemester deutlich mehr Leistungsnachweise erbringen muss – und das, obwohl meine Augen ständig müde sind, da ich oft acht Stunden am Tag vor dem Laptop sitze.

Der Laptop – Ein Alleskönner und Lebensretter, sofern er funktioniert.

Ich erledige alles am Laptop und sobald dieser kaputt geht, wie vor wenigen Wochen, geht gar nichts mehr. Weder das Studium noch meine Arbeit als HiWi für das KIM.VideoLAB kann ohne Laptop und stehende WLAN-Verbindung erledigt werden. Mit einem Mal ist mir bewusst geworden, wie abhängig wir in dieser Zeit von unseren technischen Geräten sind und wie kompliziert ein Online-Semester sein kann. Die Online-Recherche für Hausarbeiten ist ohne den Zugang zur Bibliothek umständlicher gewesen und obwohl sich die Dozierenden bemüht haben, ist die Distanz zu ihnen größer geworden.

Dabei hat die Universität Konstanz dieses Semester trotz allem gut umgesetzt. Das lag nicht zuletzt an den Dozierenden selbst, die mit Kreativität und Engagement alles darangesetzt haben, die Studierenden nicht vor verschlossener (Zoom-Meeting-) Tür stehen zu lassen. Das Schlimmste aber konnten auch sie nicht abwenden, denn die Kontaktbeschränkungen haben das Semester für alle Beteiligten erschwert.

Mir hat es gefehlt, in der Vorlesung neben meinen Freundinnen und Freunden zu sitzen und von ihnen durch Lachen abgelenkt, aber auch durch ihre bloße Anwesenheit zum Aufpassen motiviert zu werden. Wir konnten uns nicht ins Bib-Café setzen, um in der Mittagspause das Wochenende zu planen, da es lange keine Wochenendplanung gab. Wenn ich mal keine Lust hatte zu kochen, konnte ich lange Zeit nicht auf die Mensa ausweichen. Der normale Alltag mit dem früh Aufstehen und im überfüllten Bus zur Uni fahren, das voll besetzte Bib-Café in der Mittagspause bis hin zu dem Gefühl nach einem langen, erfolgreichen Tag nach Hause zu kommen – all das hat mir gefehlt und wird mir im kommenden Semester fehlen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid – doch wie soll man es teilen, wenn man sich nicht sehen kann?

Ich bin froh, dass diese chaotische und nervenaufreibende Zeit vorbei ist, aber bangen, ob ich meine Klausuren bestanden habe, muss ich immer noch. Dabei schwingt wieder die Unsicherheit mit, die mich das ganze Semester über begleitet hat: Alles hat online stattgefunden, auch die Klausuren. Und zwar ohne das geteilte Leid meiner Kommilitonen und Kommilitoninnen, denn vor dem Bildschirm in meinem Zimmer saß ich ganz allein – wie schon das ganze Semester über.

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