Kaum etwas habe ich im Laufe meines Studiums öfters gehört als die Phrase:
Anfänglich gekränkt durch solch anmaßende Frage, muss ich nun ein Masterstudium später zugeben: Absolut berechtigte Frage. Früher stets stolz und optimistisch antwortend: „Damit kann man unglaublich viel machen, es ist so vielfältig!“, ist mir inzwischen aufgefallen, dass man mit LKM ehrlicherweise alles aber leider auch nichts machen kann. Mit einer akademischen Karriere wird ein starker Grundstein gelegt. Doch die Stellen sind begrenzt und daher muss sich jede:r früher oder später der Frage stellen: Wo möchte ich mit meinem Studium hin? Und wo kann ich überhaupt hin – versiert in vielem aber spezialisiert in nichts.
Zwar kann ich nur von meinem Studiengang berichten und doch ist es in den meisten Geisteswissenschaften dieselbe Problematik. Für meine Stelle beispielsweise gibt es viele Menschen, die durch ihre Ausbildung qualifizierter sind als ich: ehemalige Wirtschaftsstudierende, ProjektmanagerInnen, Ingenieure… Auch mein Gegenüber gab während des ersten Bewerbungsgespräches zu, blumige Thematiken wie Literatur und Kunst seien hier fehl am Platz. Ebenso theoretische Diskussionen über Bourdieu, Kant, Freud oder Saussure. Das war meine Ausgangslage.
Es gab einmal eine experimentale Anordnung, in welcher ein Mensch mit einem Kugelschreiber losging. Nur durch das Tauschen mit stets minimal wertigeren Gegenständen „tauschte er sich hoch“ und beendete das Experiment mit einem etwas älteren Damenrad. Nicht genauso, aber ähnlich funktioniert klassischerweise auch die Arbeitswelt. Beginnend mit einer Anstellung als Kellnerin wurde es ein Semester später ein Bürojob in einem großen Medienhaus, später ein Praktikum in einer Content-Agentur, danach als Werkstudium im Marketing der Universität, dann als Autorin in einem Konstanzer Verlag, als Content-Marketing-Assistenz in einem B2B-Unternehmen, einer 50 Prozent – Anstellung im Wissenschafts-Content eines namhaften Automobilunternehmens und schlussendlich eine unbefristete Marketing-Management-Stelle in einem anerkannten IT-Unternehmen.
Nicht nur hat mein Lebenslauf mir ein Bewerbungsgespräch beschert, welches ich als Kellnerin mir hätte nicht vorstellen können; vor allem habe ich herausgefunden, welche Inhalte ich gerne kommuniziere und was außerhalb von kulturellen Themen ebenfalls mein Interessengebiet erweitert. Möchte ich Marketing machen? Möchte ich Autorin werden? Galeristin? Möchte ich in der Kommunikation arbeiten? Soll meine Zielgruppe Kinder, Unternehmen, Studierende, Wissenschaftler:innen, Hausfrauen oder ausschließlich Männer beinhalten? Hinter jedem Menschen, der scherzhaft „Irgendwas mit Medien“ sagt, steht ein:e hilflose:r Studierende:r, die/der sich fragt, was denn genau „irgendwas“ sein soll. So ist es deine Aufgabe, während des theoretischen Studiums herauszufinden, was „deine“ Medien sind.
An der Universität Konstanz sind die Geisteswissenschaften der größte Fachbereich der Universität. Und das ist ganz wunderbar so, denn Geisteswissenschaften sind die Wirtschaft der Kultur und Gesellschaft. Und selbstverständlich studieren viele dies aus Interesse und nicht etwa, um wie ich später in der IT-Branche zu arbeiten. Fair enough. Dennoch sollte sich jede:r schon während des Studiums überlegen:
Was ist mir wichtig? Welche Branche gefällt mir und welche Tätigkeit liegt mir? Wie wichtig sind mir materiell-monetäre Mittel? Und was sind meine Stärken, die einen Mehrwert für potenzielle Arbeitgebende in der Zukunft sein können? Möchte ich im akademischen Bereich bleiben? Und wenn ja, was bedeutet es, einen Karriereweg in der Wissenschaft anzustreben?
Und falls es nun doch nicht die Wissenschaft ist, die jedoch die logischste Konsequenz des Studiums darstellt, wie kann ich überzeugen, wenn mir die Inhalte, die mir durch mein Studium vermittelt werden, nicht weiterhelfen? Welche Soft-Skills habe ich erlernt, die ich an andere Thematiken adaptieren kann und mir somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber fachlich qualifizierteren Bewerber:innen verschaffe?
Das Artikulieren und somit die Aneignung Branchen-spezifischen Vokabulars zur Nutzung in einem Kontext, dem damit eine hohe Literarität beigesetzt wird. Somit wird das Kommunikationslevel des Unternehmens zusätzlich zu semantischer Qualität auf ein unterhaltsames Level gehoben.