Anekdoten aus der Campuls-Redaktion

Dieser Post richtet sich an alle Studienanfänger:innen und all diejenigen, die es durch die Corona-Zeit noch nicht auf den Campus der Uni Konstanz und der HWTG geschafft haben. Wir versichern euch, normalerweise geht da echt was ab! Was genau, das erfahrt ihr in diesem Artikel.

Pünktlich zum Semesterstart gibt’s Anekdoten aus der Campuls-Redaktion: von unserer Lektorin Anna, unserer Designerin Sarah und unserer Fotografin Malin. Eine Physiker:innen-Party, ein Schaf und und Techno-Mukke oder eher Kuschelabende mit Vino am See? Oder doch lieber ein nervenaufreibendes und unvergessliches Erasmus-Abenteuer im Ausland?

Wir aus der Campuls-Redaktion wünschen euch viel Spaß beim Lesen und einen guten Semesterstart!

Anna: Erasmus in Estland

Eine der prägendsten Zeiten meines Studiums war mit Sicherheit mein Erasmus-Studium in Tartu, Estland. Auslandssemester sind unglaublich wertvolle Erfahrungen, die ich allen, die die Möglichkeit dazu haben, unbedingt ans Herz legen möchte! Allerdings lief mein Aufenthalt in Estland alles andere als geplant. Ihr ahnt es sicher schon: Nach etwa vier Wochen an der Uni hörten wir erstmals von einem neuartigen Virus, und dass womöglich bald die Ein- und Ausreise erschwert sein würde. Keine Woche später war die Uni dicht, ab jetzt nur noch Online-Unterricht. Während ich meinen Mitstudierenden dabei zusah, wie sie nach und nach fluchtartig das Land zu verlassen versuchten, harrte ich erstmal aus. Das kann es doch jetzt nicht gewesen sein, dachte ich.

Vielleicht mehr aus Trotz als aus Vernunft, entschied ich mich, einfach dort zu bleiben.

Das sollte ich schnell bereuen, als unser Wohnheim wenig später zu einem Corona-Hotspot deklariert wurde. Nun hieß es: Testen lassen, in eine „Quarantäne-WG“ umziehen, zwei Wochen Essen vor die Tür gestellt bekommen, Luft schnappen auf dem überwachten Wohnheim-Parkplatz, Kontrollpunkte an den Türen. Und obwohl wir in dieser Gefängnis-ähnlichen Situation festsaßen, hatten gerade diese Wochen auch etwas unglaublich Aufregendes an sich. So etwas hat noch niemand von uns erlebt!

Im Nachhinein blicke ich mit gemischten Gefühlen auf die Zeit in Estland zurück. Ich vermisse die Menschen und all die Dinge, die wir gemeinsam vor und nach der ersten Hochphase von Corona zusammen erleben konnten. Ich vermisse das Land mit seiner Ruhe und seinen vielen Wäldern, die Universität und überhaupt alles an der schönen Studierendenstadt Tartu. Und ein bisschen vermisse ich sogar den Lockdown in unserem Wohnheim, denn von den Einschränkungen und Strapazen einmal abgesehen, hat uns die gemeinsame Erfahrung im Endeffekt vor allem unglaublich zusammengeschweißt.

Auch wenn wir den Bodensee lieben, brauchen wir manchmal einen Tapetenwechsel.

Sarah: Studienstart mit Corona

Als ich die Zusage für meinen Kommunikationsdesign-Studienplatz erhielt, hatte ich viele Vorstellungen davon, wie mein nächstes Semester aussehen würde: Fotos entwickeln in der Hochschule, Plotten, Drucken und das Café unsicher machen… Die Realität sah anders aus. Die Realität hieß, drei Semester Online-Vorlesungen und Geschichten aus der Zeit vor Corona anhören. Wie schön es doch war, als noch die Badehandtücher in den Gängen hingen, wie viele Möglichkeiten die Werkstätten zu bieten hätten und wie toll doch der Zusammenhalt im Gebäude war.

Trotz Online-Vorlesungen beschloss ich, auf jeden Fall nach Konstanz zu ziehen, um wenigstens das WG-Leben auszukosten. Anfangs fühlte ich mich dadurch oft einsam, außer meinen beiden Mitbewohnern kannte ich niemanden hier. Aber mit den ersten Lockerungen waren auch die ersten Semestertreffen möglich und ich wusste schnell, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Mit meinen Kommiliton:innen gemeinsam waren die Stunden vor dem Laptop sehr viel erträglicher und zusammen lernten wir schnell die Vorzüge von Konstanz kennen.

Vom Laptop in den See und wieder zurück.

Der Sommer bestand aus vielen Abenden am See mit Wein und Kartenspielen, Kommiliton:innenkuscheln und Sonne. Da bin ich bei den richtigen Menschen gelandet und die Präsenzvorlesungen kommen auch wieder, und dann machen wir die Werkstätten unsicher!

Das Studium in Konstanz schreibt viele Geschichten – denn wir studieren wo andere Urlaub machen!

Malin: Eine Anekdote aus meinem Studium – dank der Physiker:innen

Alle Namen der Personen wurden von der Redakteurin geändert.

Eine Physiker:innen-Party, ein Schaf und ein leerstehendes Zimmer – wie passen diese Dinge in nur eine Nacht?

Vorab:

  1. Tatsächlich sind all diese drei Punkte sehr bedeutend für die Story,
  2. Alles spielte sich an einem sehr nebeligen Dezembertag des Jahres 2019 ab und:
  3. Es ist wichtig zu wissen, dass meine Freunde und ich Biologiestudent:innen sind – um eventuell damit einige Merkwürdigkeiten erklären zu können.

Gleich zu Beginn ging die Geschichte mit einem Irrtum los – daraufhin nahm das Schicksal seinen Lauf – ob gut oder schlecht, das kann man so oder so sehen. Der Irrtum bestand also darin, dass vier meiner Kommiliton:innen und ich uns dachten, dass wir einen entspannten Abend auf einer Physik-Fachschaftsparty verbringen könnten, denn wie wild kann eine Physiker-Party schon werden?

Darauf haben wir fünf erstmal im Studierendenwohnheim bei Anton vorgeglüht – übrigens der Ort, an dem dann auch diese Nacht ein Ende finden sollte. Das Vorglühen trieb unseren Pegel schon um einiges nach oben und wir fuhren voll und voller Vorfreude hoch zur Uni, denn die Physik-Party fand dort im R-Gebäude statt. Als wir ankamen, war die Party schon in vollem Gang und, entgegen allen Erwartungen, ging es so richtig ab: Laute Techno-Musik, verdunkelte Fenster, bunte Lichter, Bier für gefährliche 1 Euro, betrunkene Physiker:innen, darunter sogar einige Dozent:innen und eine super Stimmung. Wir waren etwas sprachlos, doch stiegen sofort mit ein und tanzten und tranken bis in die Nacht hinein.

Ich muss ehrlich sagen, dass es eine der besten Fachschaftspartys war, die ich Prä-Corona erleben durfte.

Okay, die Physikerparty haben wir jetzt – aber wie kommen wir zum Schaf?

Nach dem lauten Mitbrüllen beim Rausschmeißer-Lied, was selbstverständlich der Song „Angels“ von Robbie Williams war, tummelten sich noch alle vor dem R-Gebäude und wollten gar nicht so richtig nach Hause gehen. Weitere Lieder wurden angestimmt, aber so gegen 3.00 Uhr morgens schafften wir es dann endlich, vom R-Gebäude durch die Uni hindurch runter in Richtung Hockgraben loszukommen. Bis wir in den Hockgraben kamen, verging so einige Zeit, da wir auf dem Weg einigen Partygänger:innen begegneten und dadurch ganz notwendige Pausen einlegen mussten, in denen sinnlos geschwätzt, viel gelacht und gelallt wurde. Vor dem Bib-Eingang legte Alex, der ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte, dann auch noch einen kurzen Nap ein. Schließlich verabschiedeten wir fünf uns von unseren neu dazugewonnenen Physiker-Freunden und liefen durch den nebeligen Hockgraben zurück zum Wohnheim. Dort überrumpelte uns die Stille und Dunkelheit des Wald- und Wiesenstücks, das zwischen Uni und Zivilisation liegt. Es war ein starker Kontrast zur Party und wir beeilten uns, mit dem stark betrunkenen Alex im Schlepptau, also so schnell es uns möglich war, den gruseligen Hockgraben zu durchqueren.

Doch plötzlich stockte uns der Atem. Völlig unerwartet stand da mitten auf dem Weg ein vierbeiniges Wesen, dass uns anstarrte.

Malin und Johanne

Beim Näherkommen erkannten wir es: Es war ein Schaf! Aber was tat es dort mitten in der Nacht so allein? Das Schaf wankte auf uns zu, aber stoppte gar nicht richtig ab. Es war völlig verwirrt und schien das Augenlicht verloren zu haben. Wir als Biologiestudent:innen konnten es nicht übers Herz bringen, das verwirrte, blinde Schaf dort allein herumirren zu lassen. Mit gesammelten Kräften konnten wir das Schaf irgendwie festhalten und riefen die Polizei. Der Polizist am Telefon meinte, dass er sofort den Bauern aus Egg verständigen würde.

Da standen wir also: fünf Student:innen und ein blindes Schaf.

Nach viel zu langer Zeit, es war mittlerweile 5.00 Uhr, kam endlich der Bauer. Er war überglücklich, seine verloren gegangene Johanne, das Sorgenschaf der Herde, wieder bei sich zu haben. Er bedankte sich, lud Johanne in sein Auto und fuhr in der Dunkelheit davon.

Jetzt waren wir zwar das Schaf los, doch hatten wir noch ein weiteres Sorgenkind an der Backe: Alex. Er war definitiv zu betrunken, um allein nach Hause zu laufen und Sarah und Jess mussten in eine ganz andere Richtung. Anton, Alex und ich beschlossen also, Alex in Antons Wohnheim mitzunehmen und dass es sich zu dritt in Antons 70 cm breitem Wohnheimbettchen sicherlich am besten schlafen ließe. Anton und ich torkelten mit Alex, den wir halb tragen mussten, die letzten Meter durch den Hockgraben zum Wohnheim. In der Wohnung angekommen, wollten wir uns eigentlich direkt ins Bett fallen lassen, doch da bemerkten wir, dass die Zimmertür der Mitbewohnerin halb offenstand. Voller betrunkener Sorge, wir würden Antons Mitbewohnerin durch unseren Lärm aufwecken, wollte ich ihre Tür schließen. Doch da entblößte sich mir die letzte Überraschung dieser Nacht: das Zimmer war leer. Komplett leergeräumt.

Die Mitbewohnerin war an diesem Tag einfach ausgezogen, ohne dass es jemand mitbekommen hatte. Naja, typisch Wohnheim halt.

Aber das unerwartet leere Zimmer mit einem freien Bett stellte sich für uns als willkommener Segen heraus. Vielleicht hatte uns die Rettungsaktion des blinden Schafes ein paar Pluspunkte auf unserem Karmakonto gutgeschrieben. Danke Johanne.

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