Linda Magdalena Dodek ist 22, hat gerade ihren Bachelor in Literatur, Kunst und Medien (LKM) in Konstanz abgeschlossen und hat einen sehr außergewöhnlichen Nebenjob: Linda ist Influencerin. Auf Plattformen wie Tiktok, Instagram und Youtube teilt Linda als @lindasbasics und @lindamagdalenaa ihren Alltag als Studentin, Tipps und Tricks rund ums Studium und kreative Tutorials – und erreicht damit auf Tiktok über 550000 Menschen. Vor drei Jahren hat sie damit sogar ein Kleinunternehmen angemeldet. Im Interview lässt Linda ihre drei Jahre als Influencerin in Konstanz Revue passieren und erzählt, was sie an ihrem Alltag als Studentin anstelle von Partys wertgeschätzt hat.
Campuls: Formate auf den Kanälen Instagram und TikTok, ehemals Musical.ly, hast du schon lange vor deinem Studium betrieben. Wann war der Punkt, wo du gemerkt hast, dass du damit auch mehr Leute erreichen kannst?
Linda: 2016 hatte ich schon mal einen Instagram-Account mit etwa 50000 Followern, auf dem ich Sprüche im Tumblr-Stil gepostet habe. Drei Jahre später hatte ich aber absolut keine Lust mehr auf Social Media und habe ihn gelöscht. Meinen damaligen Zweitaccount habe ich aber behalten und 2022 mit kreativen Beiträgen wiederbelebt. Dadurch hatte ich dann schon ein gewisses „Startkapital“ von meinem alten Tumblr-Account, weil sich einige noch an mich erinnern konnten. Deshalb war der Anfang etwas einfacher. Dass ich mit meinen Videos echt viele Leute erreichen kann, habe ich dann vor allem auf TikTok gemerkt. Da sind einige meiner Videos, in denen ich Vorlagen erstelle, viral gegangen. So haben sich meine Social-Media-Accounts langsam entwickelt.
Campuls: Auf deinem ersten Account konntest du weitgehend anonym bleiben. Hat es dich Überwindung gekostet, dich dann auch selbst vor die Kamera zu stellen?
Linda: Ja, schon. Auch heute überlege ich oft noch zwei Mal, ob ich etwas hochlade. Ich glaube, das liegt aber auch daran, dass jeder seine eigenen Unsicherheiten über sein Erscheinungsbild hat. Da redet man sich schnell ein, das andere diese direkt bemerken würden, obwohl man selbst oft der oder die einzige ist, dem oder der sie auffallen.
Campuls: Nach dem Abitur hast du erst mal zwei Semester Lehramt in deiner Heimatstadt studiert und dieses dann doch abgebrochen, um LKM in Konstanz zu studieren. Hat der Sinneswandel mit deinen Social-Media-Accounts zusammengehangen?
Linda: Nein, tatsächlich nicht. Ich hatte mir Konstanz schon nach dem Abi angeschaut, mich wegen der Corona-Pandemie aber erstmal dagegen entschieden, fürs Studium wegzuziehen. Im Lehramtsstudium habe ich schnell gemerkt, dass der Beruf eigentlich nichts für mich ist. Dann habe ich LKM entdeckt und die Mischung aus den drei Themen hat mir direkt gut gefallen.

Campuls: Hast du mal drüber nachgedacht, nicht zu studieren, um stattdessen mehr Zeit in Social Media und deine Reichweite zu investieren und es zu deiner Haupttätigkeit zu machen?
Linda: Das war tatsächlich nie eine Option für mich. Ich will nicht alles auf Social Media setzen. Außerdem finde ich es einfach wichtig, ein abgeschlossenes Studium in der Tasche zu haben, auf das man immer wieder zurückgreifen kann.
Campuls: Welche Rolle spielt Social Media jetzt in deinem Leben? Siehst du es als ein Hobby, eine Nebentätigkeit, oder etwas ganz anderes?
Linda: Alles ein bisschen würde ich sagen. Seitdem ich mich 2022 selbstständig gemacht habe, ist es natürlich ein Job für mich geworden, Content zu drehen. Es nimmt selbstverständlich viel Zeit ein, ist aber nach wie vor ein Nebenjob, keine Haupttätigkeit.
Campuls: Als Mini-Unternehmen vermarktest du dich selbst. Wie strategisch denkst du da beim Posten? Hast du deine Zielgruppe klar vor Augen oder filmst du, was dir gerade in den Sinn kommt?
Linda: Im Moment habe ich wieder etwas mehr Kapazität und mache mir tatsächlich schon Pläne, wie ich die einzelnen Plattformen bespiele. Während meines Studiums hatte ich aber oft gar nicht die Zeit, mir viele Gedanken darüber zu machen, welcher Content perfekt passt. Ich war oft schon froh, wenn ich es geschafft habe, ein Video pro Woche zu posten.
Campuls: Hat dich Social Media während deines Studiums gestresst oder war es ein Ausgleich?
Linda: Mal so, mal so würde ich sagen – wirklich gestresst hat mich Social Media aber nie. Etwa Uni-Vlogs haben sich gut mit meinem normalen Alltag kombinieren lassen, sodass ich sie abends direkt schneiden und posten konnte.
Campuls: Konstanz ist keine Influencer-Hochburg. Wurdest du beim Filmen in der Uni manchmal „schräg von der Seite angeschaut“?
Linda: Wenn viel los war, habe ich selten in der Uni gefilmt, weil ich es dann ehrlich gesagt schon etwas unangenehm finde, mit der Handykamera vorm Gesicht rumzulaufen. Zum Glück bin ich Frühaufsteherin und hatte die Uni morgens sowieso oft für mich allein. Die potenziellen Blicke anderer beeinflussen mich aber mit der Zeit immer weniger. Es ist ja mein Job!
Campuls: Waren deine Social-Media-Accounts oft Thema in der Uni?
Linda: Ich konnte es natürlich nicht lange privat halten, mich haben schon zwei Wochen nach der Ersti-Woche die ersten Kommiliton:innen darauf angesprochen. Danach ist das Interesse schnell verschwunden. Ich hatte aber immer wieder total schöne Momente, in denen mich Leute darauf angesprochen haben: Im Campus-Café, in der Bib… Mich macht es einfach glücklich, wenn Leute auch in Person auf mich zukommen, anstatt Komplimente nur im Netz zu machen.
Campuls: Wenn du die drei Jahre Bachelor-Studium Revue passieren lässt, würdest du sagen, dass das Studierendenleben seinen Erwartungen gerecht wird? Viele junge Leute, die im Studium das erste Mal von zuhause ausziehen, erhoffen sich einen großen Bekanntenkreis und lange Partynächte.
Linda: Ich bin ein sehr introvertierter Mensch, deshalb habe ich das Klischee-Studierendenleben nie gelebt. Ich war während meiner gesamten Zeit in Konstanz in keiner Bar und keinem Club – nicht mal während der Ersti-Woche! Vielleicht würden manche Leute sagen, ich hätte das Studierendenleben verpasst. Dafür war ich aber viel in der Natur unterwegs: morgens im See oder auf der Insel Mainau, nach der Uni spazieren im Wald. Auch den Blick von der Mensa auf die Berge werde ich vermissen. Leider gibt es in Konstanz keinen Master, der mir zu hundert Prozent zusagt, sonst wäre ich gerne hiergeblieben.

Campuls: Warst du mit der Wahl des LKM-Bachelors trotzdem zufrieden?
Linda: Ja, definitiv. Es war auf jeden Fall ein sehr vielfältiger Bachelor, aber jetzt möchte ich mich einfach etwas spezialisieren. Ich habe das Gefühl, ich kann mit einem Master noch mehr aus mir rausholen.
Campuls: Marketing und Social Media passen gut zusammen. Hast du dir den Master auch deshalb ausgesucht?
Linda: Ja, diesmal schon. Ich plane aber nicht, später Social Media auf der Arbeit und als Hobby zu machen. Ich mache das Woche für Woche, Monat für Monat. So wie es kommt.