Hörsaal

Ausnahmen bestätigen die Regel: Wieso man die Regelstudienzeit nicht zu ernst nehmen sollte

In der Regel soll man das Bachelor-Studium in sechs bis acht Semestern, das Master-Studium in zwei bis vier Semestern abschließen. In der Regel wünschen sich Unternehmen Arbeitnehmende, die über eine gute praktische Kompetenz verfügen. In der Regel lassen sich diese Ideale vom ausgelebten Studentenleben auf der einen und der ausreichend Arbeitserfahrung auf der anderen Seite nicht miteinander vereinen. In der Regel sind die meist unverbindlichen Angaben der Regelstudienzeit ein bildungspolitisches Instrument, um schneller mehr berufstätige, steuerzahlende Bürger und Bürgerinnen zu generieren. In der Regel beziehen aber auch viele Studierende finanzielle Unterstützung vom BAföG-Amt und müssen deshalb die Regelstudienzeit einhalten.

Und in der Regel ist die Regelstudienzeit hinfällig, sobald man vom Studienplan abweicht und ein Praktikum, ein Auslandssemester oder einfach mal nur einen Fernsehabend macht. Die Universitäten schreiben vor, was in der Regel die Regel ist, während die Dozierenden im ersten Semester bereits verkünden, dass sie nur drei Studierende kennen, die ihr Studium in den letzten zwei Jahren in der Regelstudienzeit absolviert haben.

Vielen Studenten bereitet der Stress, ihr Studium in Regelstudienzeit abzuschließen, große Sorgen und Kopfzerbrechen. Foto: Christian Erfurt.

Als Studierende wird man von diesen gespaltenen Aussagen verunsichert und versucht sich krampfhaft, an das Regelwerk, das sich Prüfungsordnung nennt, zu klammern. Währenddessen sieht man sich selbst bereits ein Semester zurückhängen. Nach dreizehn Semestern ist der oder die Langzeitstudierende dann endlich fertig mit dem Studium und dank diverser Praktika alsbald eingestellt. Während ein/e ehemalige/r Kommilitone/Kommilitonin, welche/r Bibel, Thora oder Koran gegen die Prüfungsordnung in Regelstudienzeit eingetauscht hatte, immer noch jede Woche bei der Agentur für Arbeit sitzt, denkt besagter Langzeitstudierender/r er oder sie hätte einfach nur Glück gehabt.

Man denkt: „Ausnahmen bestätigen die Regel“, und das, obwohl die meisten heutzutage in der Regel die Regelstudienzeit nicht einhalten und in der Regel damit dank Praktika und Auslandserfahrung sogar besser fahren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Posts
Lesen

Romulus der Große

„[...] ist Kultur etwas, das man retten kann?“, fragt der Weströmische Kaiser in Friedrich Dürrenmatts Tragikomödie „Romulus der Große“. Eine Frage, die durch die Aufführung des Unitheaters eine entschlossene Antwort bekommt. Von der Premiere berichtet unser Redakteur Paul Stephan.
Lesen

Mitfahren, Mitmachen – Wünsche der Studierenden zum Stadtbusverkehr

Wer in Konstanz wohnt, hat sich sicherlich schonmal gewundert: Wer hat entschieden, dass es eine Linie 13/4 UND eine Linie 4/13 gibt? Warum stehen da Fahrkartenautomaten, die nicht funktionieren? Und gibt es die Linie 15 eigentlich wirklich? (Mal im Ernst, nie gesehen) Um Entscheidungen rund um den Konstanzer Stadtbusverkehr kümmern sich die Stadtwerke. Marie-Louis Kindsvater hat sich gefragt, was Studierende verändern würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Lesen

Wege in die Hochschulpolitik

Nicht selten wird der Eindruck erweckt, das Engagement an den Hochschulen nehme ab. Von einer „Krise des Engagements” ist sogar die Rede. Gerade in dieser Zeit stellt sich die wichtige Frage: Wie finden Menschen ihren Weg in die Hochschulpolitik? Wir haben mit drei Vertreter:innen gesprochen, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise den Weg zu ihr gefunden haben.