Die Mensa Gießberg im Wandel – Status quo war gestern

Ob zum Stillen der Kaffeesucht, einem gemütlichen Mittagessen mit Kommiliton:innen oder einfach zur schnellen Nervennahrung: Die Mensa ist aus dem Alltag der meisten Studierenden kaum wegzudenken. Doch auch ein so beständiger Ort wie die Universitätsmensa wandelt sich. Um einen Überblick über die neusten Änderungen und zukünftigen Projekte der Mensa zu erhalten, hat sich Campuls mit dem Mensaleiter Steve Hug über millionenschwere Spülküchen, seine persönliche Glaskugel und exklusive Mensaführungen unterhalten.

Campuls: Ist gerade etwas Neues in Planung in der Mensa?

Steve Hug: In der Mensa selbst erst mal nicht, gerade sind wir daran, die Spülküche neu zu planen, das dauert noch ein bisschen. Das ist ein Großprojekt und es geht um zwei bis zweieinhalb Millionen Euro. Für außen sind kleinere Sachen geplant: Der Boden wird neu gemacht und wir sind gerade dabei, die Ausgabe neu zu gestalten. Aber da reden wir von Zeiten von zwei bis drei Jahren. Die Ausgabetheke ist das nächste größere Projekt. Unser Problem ist a der Aufbau hier oben. Der macht das Ganze nicht besser. Wenn dann, müssen wir alles auf Links drehen und schauen, dass wir eine effektivere Lösung finden. Aber wir wissen nicht, wie die aussehen wird.

C: Was konkret soll sich in der Spülküche ändern?

H: Im Prinzip nur ein neues Gerät. Wir haben drei Spülküchen und das ist ein riesiger Apparat, der vollautomatisch funktioniert und der wird neu gemacht. Und das dauert, wenn wir Glück haben, drei bis vier Monate. Die alte Maschine muss komplett raus, wir reden hier von einer Größe eines kleinen, einstöckigen Hauses.

C: Die neuste Anschaffung sind die Selbstbedienungskassen. Kommt der digitale Bezahlvorgang gut an?

H: Ja. Die neuen Selbstbedienungskassen werden überwiegend gut angenommen. Aktuell laufen zwar noch ungefähr 60 Prozent der Transaktionen über die traditionellen Kassen und die anderen 40 Prozent an den Selbstbedienungstheken. Jetzt in der Anfangszeit gibt es teilweise noch technische Probleme, zum Beispiel, dass ein Produkt nicht richtig vom Sensor erkannt wird, das soll sich aber so schnell wie möglich ändern. Wenn jedoch alles so funktioniert wie es soll, sind die Selbstbedienungskassen effektiver als die herkömmlichen Kassen. Hierfür bedarf es aber auch der Mithilfe der Studierenden: Je besser sie vorbereitet sind, desto schneller geht das Bezahlen.

C: Auf der Website steht, dass für die Berechnung der Mengen an Essen KI, also künstliche Intelligenz, eingesetzt wird. Wie gut funktioniert das?

H: (schmunzelnd) Gar nicht gut. Momentan mache ich die Prognosen. Ich schaue in meine Glaskugel und sage: In zwei bis drei Wochen haben wir so viel von diesem oder jenen Gericht. Ich bin hier seit 10 Jahren und da kommt es dann auf Erfahrungswerte an. Es gibt Tage, an denen schätze ich ganz gut und manchmal liege ich komplett daneben. Und um das ein bisschen zu optimieren, haben wir gedacht, das Programm kann eine Möglichkeit sein. Es lässt verschiedene Faktoren wie Jahreszeit, Wetter und weitere Dinge wie die vergangenen Zahlen einfließen und sagt mir dann, wie viel wir von welchem Essen brauchen. Wir haben es getestet, aber es war noch schlechter als ich. Es gibt aber auch Universitäten, zum Beispiel Tübingen oder Karlsruhe bei denen das gut funktioniert.

Steve Hug gestaltet den Speiseplan auf Basis seiner Erfahrungswerte. Bild: Marie-Louis Kindsvater

C: Wie sieht es mit dem Essensangebot aus, besonders im Hinblick auf vegane Speisen?

H: Das Angebot ist breit gefächert und umfasst auch viele vegane Speisen. „Momentan sind ungefähr 30 % der verkauften Gerichte vegan und das Angebot besteht zur Hälfte aus veganen oder vegetarischen Produkten.“ Die Nachfrage bestimmt unser Angebot. „Ich bin ein leidenschaftlicher Fleischesser, aber es gibt vegane Gerichte, bei denen ich sage: Absolut top!“

C: Warum gibt es beim Abendessen einen Einheitspreis für Gerichte mit und ohne Fleisch? Durch niedrigere Preise bei fleischlosen Essen könnte man schließlich Konsument:innen zu einem nachhaltigeren Essverhalten anregen.

H: Die Mensa hat einen klaren Versorgungsauftrag, keinen Erziehungsauftrag. Wir müssen dafür sorgen, dass jeder die Möglichkeit hat, jegliche Form von Angebot wahrzunehmen. Die Preisunterschiede resultieren aus einer Mischkalkulation und Subventionen. Wir gehen rein nach Kalkulation. Das heißt, wir haben unseren Einkaufspreis und daraus errechnen wir den Verkaufspreis.

C: Welche weiteren Projekte stehen an?

H: Wir möchten Räume schaffen, die zum Verweilen einladen und die Ausgabetheke effizienter gestalten. Durch die gegebene Struktur und den Aufbau der Ausgabe kommt es öfters zu Stau mit längeren Wartezeiten und Kassenschlangen. Außerdem halte ich es für wichtig, dass eine Mensa nicht nur ein Ort ist zur schnellen Nahrungsaufnahme, sondern auch eine Wohlfühloase, ein Ort der Begegnung. Das sind allerdings Projekte, die noch keinen genauen Zeitplan haben.

C: Nicht nur die Universität, sondern auch die Mensa bietet Führungen an. Wer kann teilnehmen und wie?

H: Wir bieten regelmäßig Führungen für Gruppen ab ca. zehn Personen an. Egal ob Externe, Angestellte oder Studierende: Wer möchte, kann sich, ab einer Gruppengröße von ca. zehn Personen per Mail bei mir melden und einen Termin für eine Mensaführung vereinbaren. Diese Führungen helfen, Klischees über Mensen im Allgemeinen aufzudecken und bieten einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen. Bisher finden zwischen fünf und sechs Führungen pro Jahr statt. Möglicherweise werden die Mensaführungen bald aber zum festen Repertoire der Uni-Veranstaltungen.


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