Corona auf dem Campus – Erfahrungen aus dem Ausland

Während bei uns in Deutschland das Wintersemester 21/22 als eigentliches Präsenz-Semester gilt, schaut es an anderen Hochschulen und Universitäten im Ausland etwas anders aus. Wir haben uns mit Studierenden der Universität Konstanz über ihre Erfahrungen an ihren Partneruniversitäten unterhalten, wo sie gerade im Double Degree oder Auslandssemester sind.

Mia an der Karls-Universität in Prag

Ich studiere im Double Degree Politics and Public Administration in Prag. Bei uns ist alles hybrid, also digital und vor Ort. Das stand bereits im Juni 2021 fest, dass ab September alle Kurse so stattfinden. Das hatte die Uni gleich für das ganze nächste Jahr beschlossen, also für Winter- und Sommersemester. Das möchte ich auch sehr loben, da man dadurch die Chance hatte endlich wieder langfristig planen zu können. Nicht so ein ewiges Hin und Her wie an den deutschen Unis. Viele haben das auch genutzt und sind nie angereist.

Meine Kurse habe ich alle in Präsenz belegt. Am Anfang musste man sich anmelden, ob man die Kurse in Präsenz oder lieber online belegen möchte, aber das hat seitdem auch niemand mehr kontrolliert. Das heißt, ein fließender Wechsel ist möglich, was wirklich super studienfreundlich ist. Auch die meisten Prüfungsleistungen sind auf online ausgelegt und Präsentationen kann man ebenfalls online halten. Es gibt eine FFP2-Maskenpflicht, die auch mit steigenden Zahlen konsequenter durchgesetzt wurde.

Die technische Ausstattung ist richtig gut, da muss ich die Uni wirklich loben. Jeder Raum hat eine Kamera und Mikros, sodass man von daheim auch Diskussionen in kleinen Seminaren mitverfolgen kann. Alles in allem finde ich hybrid wirklich super, man kann Leute kennenlernen, aber wenn es einem nicht passt, dann kann man eben auch zu Hause bleiben. Mitte Dezember sind die Fallzahlen ziemlich schön gestiegen, da sind auch immer mehr Leute positiv getestet worden. In einer Rundmail wurde uns mitgeteilt, wenn wir uns unwohl fühlen, dürfen wir jederzeit zu Hause bleiben, gerade mit Hinblick auf Weihnachten oder auch wenn wir Angst haben jemanden in der Familie anzustecken. Diese Option stand und steht uns nach wie vor immer offen.  

Mia (rechts) mit einer Freundin vor der Prager Staatsoper. Foto: Mia Nahrgang

Antonia auch an der Karls-Universität in Prag 

Die Corona-Situation in Prag ist genau wie in Deutschland im Dezember nochmal sehr viel ernster geworden. An der Charles University, wo ich in der Faculty of Humanities eingeschrieben bin, hat man davon allerdings zu Beginn nicht allzu viel bemerkt. Es gab theoretisch eine Maskenpflicht im Fakultätsgebäude, die wurde aber weder kontrolliert noch besonders konsequent eingehalten. Das ist alles über den Dezember hinweg strenger geworden, es gab aber keine einheitlichen Regelungen. Von Freunden weiß ich, dass zum Beispiel in der Faculty of Arts relativ früh teilweise auf Online-Unterricht gewechselt wurde, während das in meiner Fakultät nie Thema war. In den Seminarräumen durfte man die Maske absetzen, wenn weniger als 50 Studierende mit Abstand von 1,5 Metern saßen – auch das wurde aber nur auf mehrmalige Initiative von einzelnen Studierenden durchgesetzt.

Die Universität an sich hat grundlegende Regelungen kommuniziert, wie zum Beispiel die Maskenpflicht auf den Gängen und die Möglichkeit für Lehrende auf Online-Lehre zu wechseln. Aber ich bin gefühlt besser über die Situation in Konstanz informiert worden, obwohl ich nicht einmal dort studiere. Das ist auch, was ich problematisch fand: die Informationen über Richtlinien kamen sehr spärlich und die Einhaltung schien den Lehrenden nicht sehr wichtig zu sein, was mich dazu gezwungen hat, meine Mitstudierenden darauf hinzuweisen, wenn sie diese nicht einhielten. Prüfungen wurden nach meiner Erfahrung mit Abstand und ohne Maske geschrieben, allerdings habe ich nur „Midterms“ Anfang November geschrieben, da gab es noch gar keine Richtlinien. Deswegen bin ich auch froh, dass ich jetzt nur Hausarbeiten schreiben muss, so kann ich die Risikosituationen an der Uni vermeiden.

Es ist mir nie kommuniziert worden, dass Mitstudierende positiv getestet wurden, ich weiß aber, dass das mehr als einmal vorgekommen ist. Nur ein Dozent hat einmal kurzfristig einen Kurs abgesagt, weil er eine Risikobegegnung hatte, sonst ist bei mir so etwas nie vorgekommen. Momentan werden auch in Tschechien Impfzertifikate konsequenter kontrolliert. Mit deutschen Verhältnissen ist es trotzdem nicht vergleichbar. Die Kommunikation und das generelle Ernstnehmen der Lage ist in Konstanz schon sehr viel besser gelaufen. 

Antonia ist von Prag mehr überzeugt als vom Corona-Management der Uni. Foto: Antonia Kern

Theresa an der University of Cyprus in Nikosia

In Zypern wurde die Corona-Situation sehr ernst genommen. Wir brauchten einen Impfnachweis, den wir vor Beginn des Erasmus-Semesters auf der Homepage der Uni hochladen mussten. Man durfte die Uni auch nur betreten, wenn man geimpft oder genesen war. An jedem Gebäude standen Security-Männer, die die Impfnachweise kontrolliert haben, das finde ich wirklich gut. Es herrschte auch auf dem ganzen Campus Maskenpflicht und in den Kursen musste man Abstand halten. Das wurde allerdings auch unterschiedlich gehandhabt, weil es manchmal auch einfach nicht möglich war. Manche haben die Situation aber sehr ernst genommen und sogar ihre Plätze desinfiziert. Meine Kurse waren eigentlich alle in Präsenz, bis auf einen hybriden. Da konnte ich selbst entscheiden, ob ich hinmöchte. Das fand ich sehr gut, da man sich die Flexibilität so behalten konnte.  Die Gruppendynamik vor Ort war aber auch einfach besser, daher bin ich zum Schluss eigentlich immer hingegangen, statt online zuzugucken.

Generell hat sich das Semester sehr normal angefühlt – trotz der Maskenpflicht und dem Impfnachweis. Man hat nicht viel von Corona mitbekommen, man konnte sich auf einen Kaffee treffen oder ist in die Mensa gegangen. Draußen stand man in Gruppen zusammen, wo man auch die Masken absetzen durfte, da wurde dann natürlich kein Abstand mehr gehalten – aber das war normal. Man hat auch nie mitbekommen, ob jemand im Kurs positiv getestet worden ist.

Das Semester war wirklich schön, ich konnte das Studienleben wieder so genießen, wie ich es von vor der Pandemie kannte. Ein Gruppen- und Zugehörigkeitsgefühl wieder zu haben, man studiert nicht alleine, sondern mit anderen zusammen, das war toll! Das was ich an Online-Lehre in Zypern mitbekommen habe war auch viel besser als in Konstanz. Es waren einfach alle froh aus dieser Isolation der vorherigen Semester rauszukommen, das hat man sowohl bei Studierenden als auch Dozierenden gemerkt.

Theresa in ihrem Auslandssemester in Zypern, hier im Troodos Gebirge. Foto: Theresa Littich

Hannah an der University of Essex in England 

In England gab es generell bis kurz vor Ende meines Erasmus keine Maskenpflicht. An der Uni hingen in den Gebäuden überall Schilder, dass man Maske tragen soll. Kontrolliert hat das niemand. Die meisten haben sich während der Seminare aber drangehalten. Aber nach den Kursen hingen dann doch alle ohne Maske aufeinander. Es gab ein Schnelltestzentrum auf dem Campus und wenn man sich zweimal in einer Woche hat testen lassen, gab es einen 5-Pfund-Gutschein für Essen! Selbsttests sind in England auch kostenlos. OP-Masken konnte man auch an jeder Ecke umsonst bekommen.

Von anderen habe ich gehört, dass viel Lehre auf Zoom war. Ich hatte das Glück nur hybride Veranstaltungen zu haben. Man konnte immer hingehen oder aber sich auf Zoom einwählen und dann je nach Kursgröße auch miteinander kommunizieren. Alle Räume waren mit Kamera, Mikro und Lautsprecher ausgestattet – nichts für den deutschen Datenschutz. Aber eben super praktisch – auch einfach wenn man sich mal erkältet gefühlt hat. Alle Seminare oder Vorlesungen wurden auch als Video hochgeladen. Man konnte sie also hinterher nochmal hören. Die Klausuren waren bei mir nur online.

Wenn jemand (in meinem Fall Mitbewohnerin) positiv getestet wurde, wird man per Mail informiert, was man machen muss. Im Oktober musste man zum Beispiel noch in Quarantäne, im Dezember nur einen PCR-Test machen (wenn man geimpft war) und dann wurde man gebeten, sieben Tage lang Schnelltests zu machen. Überprüft wurde das nicht. Aber man wurde auch vom „Self-Isolation Support“ kontaktiert, die einen auch unterstützt hätten, falls nötig. „Mental Wellbeing“ ist in England wichtiger als in Deutschland. Generell sehen die Engländer die Corona-Situation lockerer unabhängig von der Uni. Das wurde dann aber zwei Wochen vor Weihnachten auch kritisch, weil plötzlich überall Personen positiv getestet wurden (Ausbruch von Omikron) und dann war der Campus plötzlich wie leer gefegt für die letzte Woche des Terms…. 

Der Colchester Campus der Universität Essex, an dem Hannah die meiste Zeit ihres Erasmus-Semesters verbracht hat. Foto: Hannah Rajski

Katharina an der Göteborgs Universitet in Schweden

In Schweden ist die Corona-Situation nicht so wie in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Ab und zu gibt es E-Mails mit „stay safe“ und „get tested“. Es hängt vom individuellen Pflichtbewusstsein der Leute ab, ob die das dann machen oder nicht. Dementsprechend gibt es keine Maskenpflicht und es werden keine Impfnachweise kontrolliert. Es wird auch sehr wenig getestet. Bei mir wurden einige in einem Kurs auch positiv getestet. Das wurde aber nicht offiziell kommuniziert, sondern das habe ich selbst herausgefunden. Manche melden ihr positives Ergebnis auch bei den Dozierenden, da kann es dann schon mal sein, dass der Kurs dann für zwei Wochen nach Hause geschickt wird. Aber so wirkliche Richtlinien sind mir nicht bekannt. Vermutlich muss man es offiziell melden, wenn man positiv ist, aber das macht irgendwie keiner so richtig.

Manche Kurse wurden vor Weihnachten auch wieder auf online verlegt, bei mir allerdings nicht. Prüfungen werden in meinem Studiengang generell online geschrieben oder es gibt sogenannte „Take-Home-Exams“. Ich finde es gut, dass man aber wieder richtig zur Uni gehen kann und dass Corona nicht so ein riesiges Thema im Alltag darstellt. Nicht so gut gefällt mir, dass es eben keinen Zwischenweg in Schweden gibt. Es ist immer alles gleich, also entweder alles online oder alles offline. Mit einer Maskenpflicht und Impfnachweisen könnte man das ganze halt schon etwas eindämmen. Der größte Unterschied zur Uni Konstanz ist natürlich, dass die Richtlinien weniger restriktiv ist. Dennoch kommen Studierenden tendenziell nicht krank in die Uni. Ich habe noch keinen rumschniefen oder husten hören. Da habe ich schon das Gefühl, dass diese individuelle Verantwortlichkeit in Schweden in Teilen ernstgenommen wird. 

Katharina verbringt ihren Double Degree in Göteborg, Schweden. Foto: Katharina Pfeffer
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