Bachelor Ersti-Höfe

Endlich wieder Erstihöfe! – Ein Gespräch mit Tutor:innen der Erstiwochen

Back on Campus! Das ist das neue Motto der Universität Konstanz. Nach drei Onlinesemestern finden diesen Winter zum ersten Mal wieder Kurse in Präsenz statt. Für alle Erstis, die neu in Konstanz sind, sind vor allem die Wochen vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn interessant: die Erstiwochen. Bei Rallyes durch die Stadt, einem Pubcrawl, einem Flying Dinner oder den Erstihöfen können sich die neuen Studierenden näher kennenlernen. Unsere Chefredakteurin Livia hat mit den Master- und Bachelortutor:innen der Erstihöfe am Fachbereich Politik gesprochen.

Christine Eckardt und Julius Gmeinwieser haben die Erstihöfe für die neuen Masterstudierenden organisiert. Was das eigentlich ist – dazu gleich mehr. Die 24 und 26 Jahre alten Student:innen sind selbst beide im dritten Semester Politik- und Verwaltungswissenschaften. Neben Janine Kuroczik bilden sie das Orga-Team für die Master-Erstihöfe. Zwei aus ihrem Team sind durch ihre Hiwi-Jobs am Fachbereich zu Tutor:innen geworden. Anna Reichling ist im dritten Semester und hat die Erstihöfe der Bachelorstudierenden betreut. Sie ist Medienbeauftragte in der Fachschaft. Im Gegensatz zu den Masterstudierenden, ist die Nachfrage für Tutor:innen im Bachelor sehr hoch. Dort werden die Tutor:innen nach ihrem bisherigen Fachschafts-Engagement ausgewählt. „Als ich Ersti war, hatte ich einen richtig coolen Buddy, der mir am Anfang super viel geholfen hat und alle dummen Fragen beantwortet hat. Genau das wollte ich als Tutorin weitergeben“, sagt die 21-jährige. Alle drei haben sie die Erstihöfe der Bachelor- und Masterstudierenden organisiert. „Im Master waren wir leider nur sehr wenige, daher musste die Hälfte der Tutor:innen beide Masterhöfe, die direkt hintereinander waren, leiten. Das war dann schon auch ziemlich anstrengend“, erklärt Julius.

Aber was sind Erstihöfe eigentlich?

Am Fachbereich Politik werden für die Neuen jeweils zwei Camps à drei Tage im Schwarzwald in einem Haus organisiert, an denen sie die Möglichkeit haben, sich gegenseitig kennenzulernen. Im Master wurden die Höfe auf Englisch organisiert, da es sich um einen internationalen Studiengang handelt. Über die Tage werden Kennenlern-, Gruppen- und auch Trinkspiele gespielt. „Alle haben mitgemacht, die Beteiligung war fantastisch!“, sagt Christine. Neben fünf Mastertutor:innen waren pro Hof etwa 35 Teilnehmer:innen angemeldet. Für die gab es am zweiten Tag einige Info-Sessions und einen Überblick über das Studium. Am Nachmittag wurde dann noch ein „Bierathlon“ veranstaltet, mit einer Wanderung durch den Schwarzwald. Bei den Bachelor-Erstis lief das ähnlich. Neben Spielen wurden Kochteams gebildet und sogar ein Speed-Dating organisiert. „Die Erstis konnten sich so noch besser kennenlernen“, sagt Anna. Am letzten Tag wird dann eigentlich auch nur noch aufgeräumt und geputzt.

Wegen Corona war aber vieles anders.

Die Höfe fanden zwar schon immer getrennt für Master- und Bachelorstudierenden statt, trotzdem gab es einige Planungsunsicherheiten. „Wir haben aber natürlich regelmäßig Impfzertifikate überprüft, Teilnehmerlisten geführt und zur 3G-Regel auch zusätzliche Tests angeboten“, erzählt Christine. Es sei schön gewesen zu sehen, wie sich alle angefreundet hätten und eine gute Zeit hatten. Dafür sei die Hygieneplanung nur ein kleiner Preis gewesen. „Im Endeffekt konnten wir alles so machen, wie wir uns das vorgestellt hatten“, lacht sie. Doch auch die Planung des Budgets und die Essensplanung waren herausfordernd. Im letzten Jahr seien die Höfe wegen Corona ins Wasser gefallen, daher gab es keine Dokumentation der Vorgängerjahre. „Es war gar nicht mal so einfach für 70 Leute eine Menüplanung zu machen und dann zu kalkulieren wie viel man einkaufen muss“, gibt Christine zu. Und Julius ergänzt: „Der Hausmeister, der uns unsere Unterkunft aufschließen sollte, hatte uns beispielsweise vergessen und kam erst, als die ersten Teilnehmer:innen bereits da waren und warteten.“ Anna war hauptverantwortlich für die Erstihöfe. „Es gibt einfach so viele Traditionen, die wir selbst vom letzten Jahr gar nicht kennen konnten, daher hat es geholfen, als neue Tutor:innen Drittihöfe vorab zu machen. Dann wussten wir, worauf man achten muss.“ Alle haben sich in ihren Orga-Teams deswegen regelmäßig zur Planung über Zoom getroffen. Dennoch hat es nicht ganz geklappt: „Ich glaube es ist ein offenes Geheimnis, dass ziemlich viel Käse übriggeblieben ist“, schmunzelt Christine.

„Man lernt einfach alle gut kennen, beim Kochen und den Spielen.“

Für Julius waren die Highlights vor allem die Wanderungen und Teambuilding-Maßnahmen am Abend, die ihnen allen sehr viel Freude bereitet haben. Christine stimmt dem nur zu: „Man lernt einfach alle gut kennen, beim Kochen und den Spielen.“ Anna hatte besonders Spaß selbst bei den Spielen mitzumachen und konnte sich gut in die Lage der Erstis hineinversetzen, da sie selbst einen Corona-Start in ihr Studium hatte. „Das Feedback war auch durchgehend positiv, auch das wir nicht-alkoholische Alternativen angeboten haben, wurde super aufgenommen!“ Und Christine ergänzt: „Vor allem, dass wir neben Oettinger auch andere Biermarken angeboten haben! Nur beim zweiten Hof hieß es, die Tutor:innen seien ein bisschen fertig gewesen.“ Gerade ein gutes Tutor:innenteam, Zusammenarbeit und Absprachen hätten die Erstihöfe zu einem schönen Erlebnis gemacht.

Alle drei haben besonders die große Unterstützung des Fachbereichs in Erinnerung. „Wir haben alle Planungsinfos der Vorjahre zur Verfügung gestellt bekommen und auch sonst haben wir bei Fragen immer nützliches Feedback erhalten“, sagt Julius. Anna findet es schade, dass ihr Jahrgang keine eigene Erstiwoche hatte. „Ich hätte damals gerne auch einen unvoreingenommenen Start gehabt.“ Dafür wurden für die Bachelorstudierenden im dritten Semester sogenannte „Drittihöfe“ organisiert – allerdings auch nur für die Tutor:innen, die auf den Erstihöfen im Anschluss geholfen haben. „Das war ein bisschen schade, aber durch die Kosten konnte das nicht für alle im Jahrgang stattfinden“, gibt sie zu. Christine pflichtet ihr bei: „Ich finde es schade, weil zu uns Master-Drittsemestern fehlt ein bisschen die Verbindung zueinander, da wir letztes Jahr auch keinen Hof hatten.“ Wenn sie sich nicht als Tutorin gemeldet hätte, hätte sie jetzt auch kaum so viele neue Leute kennengelernt. Für die Neuankömmlinge in Konstanz, die nicht ihren Bachelor bereits hier gemacht haben, würde wegen der Pandemie schon das Zugehörigkeitsgefühl auch zur Uni fehlen. „Es fühlt sich nicht richtig an, dass die Alten da einen Vorteil haben.“ Obwohl fast die Hälfte der Masterdrittis ins Ausland geht, haben sich für viele die Pläne durch Corona geändert, manche machen ein ganzes Jahr Pause oder haben ihren Auslandsaufenthalt komplett abgesagt. „Wenn die Uni für diejenigen ein Forum oder einen Raum bereitstellen würde, wo man sich austauschen könnte – das wäre prima“, sagt sie.

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