Viel Spaß bei dem Streifzug durch die Bilder der Operation am offenen Herzen der Universität – der Sanierung der Bibliothek:
Die Bibliothek der Universität Konstanz erstreckt sich über die Gebäudeteile B, E, G und H, auf 18 400 Quadratmetern und über mehrere Stockwerke. Die Baustelle im Inneren der verwinkelten Universität war eine große Herausforderung für alle Beteiligten – den Universitätsangehörige sowie den Fachleute für die Sanierung.
Rückblick:
Im November 2010 musste die geisteswissenschaftliche Bibliothek ihre Pforten schließen. Asbestbelastung war der vernichtende Befund. Bei einer Instandsetzungsarbeit an einer Brandschutzklappe wurden im dort angelagerten Staub Asbestfasern gefunden. Daraufhin wurde eine Schadstoffmessung in der Bibliothek durchgeführt und zwar keine schädlichen Fasern in der Raumluft, dafür aber auf zahlreichen Oberflächen gefunden.
Am 5. November 2010 beschloss Uni-Rektor Ulrich Rüdiger die sofortige Evakuierung und langfristige Schließung der geisteswissenschaftlichen Bibliothek. Jegliche weitere Gefährdung sollte ausgeschlossen werden.
Der ehemals als Wundermaterial gepriesene Baustoff Asbest ist seit 1993 wegen seiner krebserregenden Eigenschaften in Deutschland verboten. Allein zwischen 1950 und 1985 wurden laut Umweltbundesamt in Deutschland rund 4,4 Millionen Tonnen Asbest verarbeitet. Und auch beim Bau der Universität Konstanz zwischen 1970 und 1983 spielten die giftigen Fasern eine zentrale Rolle. Während im Rest der Universität unbedenklicher Asbestzement verbaut wurde, fanden sich in der Bibliothek schwach gebundene Asbestanwendungen, die ihre giftigen Fasern freisetzten. Zwar nicht in der Raumluft aber auf Büchern, Arbeitsplätze, Regalen und allen anderen Oberflächen.
Wenn von einem Tag auf den anderen 1,5 Millionen Bücher und gut 1000 Arbeitsplätze wegen entdeckter Asbestbelastung abgeriegelt werden müssen, ist das eine mittelschwere Katastrophe für eine Universität. Die Reinigung aller Medien und ihre Auslagerung ist nicht nur ein gewaltiger logistischer Aufwand, sondern schadet auch dem Universitätsbetrieb. Was nutzt eine 24-Stunden-Bibliothek wenn ein großer Teil nicht mehr zugänglich ist? Also wurde versucht, schnellstmöglich Arbeitsplätze in anderen Bereichen des Unigebäudes zu schaffen und die Bücher wieder zugänglich zu machen. Die betroffenen Bibliotheksbereiche mussten bis zum Rohbauzustand rückgebaut werden, um sie von Schadstoffen zu befreien.
Das Amt für Vermögen und Bau des Landes Baden-Württemberg und die Universität Konstanz planten daraufhin die Sanierung der 40 Jahre alten Bib-Bereiche und die Neugestaltung des Eingangsbereiches, des Medienzentrums, des Bib-Cafés und des Lesesaals. Die Entwürfe für all diese Bereiche stammen von dem Stuttgarter Architektenbüro Ernst² Architekten AG. Bauherr war das Land Baden-Württemberg, wo das Ministerium für Finanzen von Ministerin Edith Sitzmann und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst von Theresia Bauer zusammenarbeiteten.
Das heutige Infozentrum im Rohzustand:
Die Entwürfe des neuen Eingangsbereichs:
Bis November 2017 dauerten die Arbeiten, während denen für die gut 12 000 Studierenden der Uni lediglich die J- und N-Bib zugänglich waren. Gereinigte und ausgelagerte Bücher mussten während dieser Zeit aufwendig aus dem Außenmagazin im Industriegebiet bestellt und an die Universität geliefert werden. Auch Lern- und Arbeitsplätze waren in den sieben Sanierungsjahren Mangelware.
Die umfangreichen Arbeiten kosteten schließlich insgesamt 33 Millionen Euro.
1,5 Millionen Bücher wurden aufwendig gereinigt und im Außenmagazin eingelagert:
Nach den Sanierungsarbeiten in der Bibliothek konnte 2016 der Rückumzug der Medien beginnen:
Am 16. November 2017 wurde die sanierte Universitätsbibliothek wiedereröffnet:
Die Möbel in der Bibliothek sind zu großen Teilen von der Schweizer Designfirma Vitra. Die roten Sessel auf diesem Bild kosten zum Beispiel 1790 Euro, die Stühle im Lesesaal 635 Euro und die kippfähigen Plastikstühle an den meisten Arbeitsplätzen 245 Euro pro Stück.