Eine Comicfigur wird zum Adjektiv. Ein Kommentar zum Jugendwort des Jahres 2023

Jedes Jahr aufs Neue wird das Jugendwort des Jahres gewählt. Und jedes Mal aufs Neue erregen die Kandidaten sowohl Kopfschütteln als auch Schmunzeln. Welche Reaktionen der diesjährige Gewinner in unserer Autorin hervorruft, erfahrt ihr im Kommentar.

„Du bist so goofy …“ Einige werden dem etwas absurd klingenden Wort schon über den Weg gelaufen sein. Doch was verbirgt sich hinter dem englischen Begriff, der in letzter Zeit in aller Munde zu sein scheint?

Vor allem unter Jugendlichen erfreut sich der Begriff großer Beliebtheit. So groß, dass er von ihnen zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde. Eigentlich findet die Wahl des Jugendworts seit 2008 durch die Jury des Langenscheidt-Verlags statt. Sowohl die Auswahl der Wörter als auch die Abstimmung wurde bis dato verlagsintern durchgeführt. Man kann sich ja denken, wie unangenehm es einem aufstößt, wenn Erwachsene versuchen „hip“ zu sein. Im Jahr 2020 durfte allerdings erstmals ein Publikum, das auch tatsächlich die Kriterien jugendlicher Personen erfüllt, über den Gewinner abstimmen. Nun ja, dieses Jahr fiel die Wahl auf „goofy“. Platz zwei belegt der Begriff „side-eye“, womit ein skeptischer Blick gegenüber anderen gemeint ist, und Platz drei „NPC“, die Abkürzung für Non-Player-Charakter, die zum Ausdruck bringen soll, dass jemand Geschehnisse nur passiv wahrnimmt und an ihnen teilhat.

Goofy – ein Jugendwort, das auch bei Älteren Anklang findet

Während ich mich frage, wer das Adjektiv ernsthaft in seinen alltäglichen Sprachgebrauch aufgenommen hat, freuen sich überwiegend Angehörige der Boomer-Generation über den Umstand, dass sie wenigstens etwas mit dem Begriff assoziieren können – nämlich die von Disney im Jahr 1932 ins Leben gerufene Comicfigur namens Goofy. Der anthropomorphe hundeartige Goofy verkörpert ziemlich akkurat die Bedeutung des Wortes: schusselig, dämlich, albern, tollpatschig, etwas naiv, doof. Selbige Adjektive schwirren mir durch den Kopf, wenn ich daran denke, dass es Menschen gibt, die dieses Wort unironisch benutzen. Ich finde, allein die Verwendung des Wortes macht einen selbst zu dem Wort. Vielleicht eine sehr theatralisierende Haltung, doch in mir löst das Wort cringe-artige Zustände aus. Auf gut Deutsch, es schüttelt mich vor Unannehmlichkeit (und ja, ich weiß, das Wort cringe zu benutzen fühlt sich auch ein wenig so an, denn es ist auch etwas cringe cringe zu sagen …). Doch da wären wir meiner Meinung nach auch schon bei den vorteilhaften Seiten von goofy angelangt.

Auf den Punkt gebracht

Das englische Wort bringt es einfach auf den Punkt. Im Deutschen gibt es sämtliche Synonyme für die Übersetzung und doch wird keines dem Gehalt des Begriffs so gerecht wie das englische Original. Ob man das Wort goofy nun mag oder nicht, ob man damit nur den dämlichen Charakter aus Entenhausen verbindet oder sich dafür entscheidet, das Adjektiv zu benutzen, eines steht fest: Goofy hat es in die Herzen der Jugend von Heute geschafft und hat seine Daseinsberechtigung. Und auch ich komme mir etwas goofy vor beim Verfassen dieser Worte. Also vielleicht einfach mal Butter bei die Fische, runter vom hohen Ross und mal so richtig schön goofy sein. Denn das Leben ist zu kurz, um sich selbst zu ernst zu nehmen. Und Side Fact: Goofy ist zwar etwas dusselig, aber auch ziemlich empathisch und hilfsbereit. Schaden kann es also keinesfalls, auch mal goofy zu sein.

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