Erlebnisbericht eines Erstis
Einige Zeit später, als ich bereits gar nicht mehr damit rechnete, einen Platz in einem Wohnheim zu bekommen, kam endlich die Bestätigung für ein Zimmer in einer vierer WG im Wohnheim am Seerhein. Jetzt war schnelles Entscheiden gefragt. Auf eine private WG hoffen oder innerhalb der nächsten drei Tage den unterschriebenen Vertrag zurückschicken? Die entscheidende Frage, die ich innerhalb einer schlaflosen Nacht überdenken musste.
Da die Hoffnung, eine passende Wohnung außerhalb der Wohnheime zu finden, zu diesem Zeitpunkt schwindend gering war, entschied ich mich letztendlich für das Angebot. Ich unterzeichnete und bekam ein Zimmer in meiner neuen Heimat. Aus vielen Erzählungen war ich voreingenommen, als der Tag des Einzuges bevorstand. Fragen wie: „Mit wem wohne ich ab sofort zusammen? Wie sieht das Wohnheim denn eigentlich aus? Wie ist der allgemeine Umgang der Studierenden untereinander?“, umkreisten mich stetig.
Um die Fragen gleich zu beantworten: Wie sich rausstellte hatte ich einen Glücksgriff mit meiner Entscheidung gelandet. Die Leute aus meiner Wohnung sind sehr umgänglich, nett und auch das Potential zum gemeinsamen Feiern ist da. Das Wohnheim muss mit seiner Ausstattung und Sauberkeit wohl eines der Neueren in Konstanz sein und besitzt zudem eine ausgezeichnete Lage. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten befinden sich auf der gegenüberliegenden Straße. Die Clubs, um abends nach den langen Unitagen auch mal feiern zu gehen, sind zu Fuß gut zu erreichen und auch in die Altstadt ist es maximal eine halbe Stunde Fußweg. Lediglich die tägliche Busfahrt zur Universität ist etwas umständlich. Allerdings behaupte ich, dass diese Situation in Konstanz allgemein ein Problem der Studierenden ist: Den aus der Stadt ausgelagerten Campus zu erreichen.
Aus den Erfahrungen, die ich bisher sammeln konnte, findet ein reges Leben in den Studierendenwohnheimen statt. Nicht zuletzt durch die vielen Erasmus-Studierenden, die genauso wie viele andere Studierende den Drang dazu besitzen, ihrer ‚Feierwut‘ freien Raum zu lassen. Wöchentliche WG-Partys und ‚stöhnende Akustik‘ gehören zum Alltag des Wohnheimlebens. Störend finde ich das nicht. Meiner Meinung nach gehört das alles dazu, solange man in den Prüfungsphasen aufeinander Rücksicht nimmt.
Ich will festhalten: Jeder kann das Glück haben, in eine passende Wohnheim-WG einzuziehen und sich dort während des Studiums wohl zu fühlen. Dass Wohnheime keinen guten Ruf haben, wenn die Beziehungen zwischen den Leuten nicht funktionieren, oder das Wohnheim bereits von der Nutzung vieler Vorgänger stark in die Jahre gekommen ist, ist meiner Meinung nach verständlich. Auch der Standort der Wohnungen ist ein ausschlaggebendes Kriterium für den Wohlfühlfaktor – Wer möchte schon irgendwo wohnen, wo die Anbindung an das öffentliche Leben schwer zugänglich ist. Für mich ist mein Zimmer im Wohnheim am Seerhein, mit 320€ Warmmiete und inklusivem Internet, ein bezahlbarer Ort um gut leben zu können. Lediglich die Kosten der Waschgänge mit den Waschmaschinen, für jeweils 2,50€, sind auf Dauer sehr kostenintensiv. Ich werde mich dennoch solange nicht für eine alternative Wohnmöglichkeit umsehen, bis es nicht auch meine Mitbewohner an einen anderen Ort zieht.