“Zwei Mädchen” – Ein Kurzfilm aus Konstanz

Im September wurde in Konstanz der Kurzfilm “Zwei Mädchen” gedreht. Er wird voraussichtlich im Frühjahr erscheinen und wurde mit Mitteln der Kulturförderung von Seezeit unterstützt. Wir haben uns mit der Hauptdarstellerin Mila Schiller und dem Drehbuchautor Stefan Gritsch getroffen. Von Paul Stephan.

Ein Kurzfilm aus Konstanz

Zwei Mädchen, Elizabeth und Miriam, sind Freundinnen. Elizabeth ist aufgeschlossen, will gesellschaftlich aufsteigen. Miriam dagegen ist eher verschlossen. Bei einem Ausflug zu einer Strandparty ist Miriam froh, dass sie mitgenommen wird. „Und dann…“, Stefan Gritsch, Drehbuchautor des Kurzfilms “Zwei Mädchen”, macht eine ausholende Bewegung, „und dann muss man den Film anschauen, um zu sehen, was passiert.“

Der Kurzfilm “Zwei Mädchen” wurde im September in Konstanz gedreht. Es ist ein Film, der sich mit den Themen Ausgrenzung und Mobbing beschäftigt, aber auch von einer starken Veränderung der Figuren im Laufe des Films leben soll.

„Die Ironie ist, dass Ausschließen nach hinten losgehen kann“, sagt Stefan Gritsch, „wie man durch Ausschließen selbst zum Ausgeschlossenen wird. Das ist eines der Hauptthemen des Films.“

Mila Schiller, Schauspielerin und Stefan Gritsch, Drehbuchautor des Kurzfilms “Zwei Mädchen”. Foto: Paul Stephan.

Die Entstehung des Films

Neben Stefan Gritsch, dem Drehbuchautor, war auch die Regisseurin Niamh Sauter-Cooke maßgeblich an der Entstehung von “Zwei Mädchen” beteiligt. Beide sind gut befreundet und arbeiten zusammen. „Ihre Familie hat hier ein Haus”, erzählt Stefan Gritsch, „sie ist im Sommer als Kind und als Jugendliche immer hier gewesen und hat in der Hafenhalle gearbeitet.“

Die Idee für den Film entstand, als Niamh Sauter-Cooke einen Zeitungsartikel über einen Kriminalfall aus Bayern las. Junge Erwachsene feierten dort eine Party. Auf dem Heimweg fiel einer von ihnen in einen Fluss und ertrank, während die anderen keine Hilfe holten, sondern das Geschehen filmten. 
Dies war für Stefan Gritsch und Niamh Sauter-Cooke der Anstoß. „Uns war von vorneherein klar, dass wir die Geschichte nicht nacherzählen wollen“, berichtet Stefan Gritsch, „es basiert darauf auch gar nicht. Stattdessen wollten wir die Möglichkeiten des Sees nutzen und eine Geschichte über Außenseitersein erzählen. Da kamen wir schnell auf das Thema der Schule.“

Niamh Sauter-Cooke hatte schnell den Namen des Films im Kopf: “Zwei Mädchen”. Es war ihr wichtig, dass es um zwei Hauptdarstellerinnen gehen sollte. So waren die Figuren Elizabeth und Miriam geboren.

Nach mehreren Monaten Arbeit war ein 18-seitiges Drehbuch entstanden. „Währenddessen haben wir auch mit dem Casting angefangen“, sagt Stefan Gritsch, „fast 40 Bewerbungen aus ganz Deutschland.“

Aufwändiges Casting

Die Besetzung für den Film wurde sorgfältig ausgewählt. Für Mila Schiller, die dann die Rolle der Miriam bekam, war das eine ungewohnte Situation, denn es war das erste Mal, dass sie ein Castingvideo für einen Film drehen musste. „Für mich war es ganz komisch“, sagt sie, „es war alles total ungewohnt. Aber Stefan hat mir dabei sehr geholfen.“

„Wir haben wirklich tolle Einsendungen bekommen“, erzählt Stefan Gritsch, „wir wollten aber auch Leute vor Ort fördern und ressourcensparend (im Sinne von zeitsparend) arbeiten. Deswegen haben wir halb/halb besetzt. Die eine Hälfte mit Leuten von hier, die andere Hälfte von anderswo. Ein Schauspieler kommt aus Köln, ein anderer aus Mainz, die andere Hauptdarstellerin aus Bremen.“

Dreharbeiten

Der Film wurde innerhalb kürzester Zeit in nur einer Woche im September gedreht. „Es ist ja nur ein Kurzfilm“, relativiert Mila Schiller bescheiden, „da kann man das schon Mal innerhalb einer Woche machen. Es sind aber viele Nächte dabei drauf gegangen. Auch viele frühe Morgenstunden. Für die letzte Szene haben wir eine Nacht durchgedreht, bis zum Sonnenaufgang.“

„Uns hat das als Team auch näher zusammengebracht“, fügt sie hinzu. Die Atmosphäre war sehr familiär. „Ich konnte mich auch gut mit der Rolle identifizieren. Es war sehr passend und hat gut funktioniert. Für mich war von Anfang an klar: Entweder diese Rolle oder gar keine.“

Dennoch meint Mila Schiller, dass sie selbst ganz anders ist als Miriam „Ich glaube, persönlich bin ich Elizabeth ähnlicher als Miriam“, stellt sie fest, „die Rolle hat aber meinen Blick für viele Situationen verändert, zum Beispiel weil ich selbst noch nie aktiven Ausschluss ertragen musste.“

Stefan Gritsch hingegen hat seine eigenen Erfahrungen mit Mobbing in der Schule gemacht. „Das ist schon lang her“, erinnert er sich, „so ungefähr bis 13 hatte ich da Probleme, danach wurde es besser. Im Film sind wohl keine konkreten Erfahrungen von mir dabei, das Gefühl beim Schreiben kommt aber sicher vor.“

Finanzierung und Veröffentlichung

Der Film wurde mit je 500 Euro von der Seezeit Kulturförderung sowie der Stadt Konstanz gefördert. „Der Antrag von Seezeit ging super schnell“, freut sich Stefan Gritsch, „das muss ich echt sagen. Bei der Stadt hat es dreimal so lang gedauert.“

Außerdem sei Seezeit auch was die Werbung angeht, sehr engagiert. „Seezeit ist da sehr motiviert, uns zu unterstützen”, sagt Stefan Gritsch, „zum Beispiel, indem sie den Film auf ihren Social-Media-Kanälen bewerben. Dafür ist es aber noch zu früh, soweit sind wir einfach noch nicht. Wir werden aber viele Sachen in Anspruch nehmen, die sie vorgeschlagen haben.“

Um das Gesamtbudget des Films, das neben den Fördergeldern auch aus privaten Mitteln bezahlt wurde, niedrig zu halten, war es notwendig, Leute zu finden, die sehr motiviert an dem Film arbeiten. „Von den auswärtigen Schauspieler:innen haben wir natürlich Kost und Logis übernommen“, erklärt Stefan Gritsch, „aber Gehalt hat niemand bekommen. Nur der Kameramann ein bisschen, denn der kam sogar aus London.“

Das Budget auch aus privaten Mitteln zu finanzieren, war eine bewusste Entscheidung. „So kann man mehr selbst entscheiden”, sagt Stefan Gritsch, „wenn dann noch die StuVe und der AStA im Boot gesessen wären, dann hätte man irgendwann einen großen Rattenschwanz.“

Ein Veröffentlichungstermin ist zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt, da sich der Film derzeit in der Postproduktion befindet. „Ich vermute mal, dass wir im Frühling mit dem Film rechnen können“, sagt Stefan Gritsch. „Wir hatten uns überlegt, dass wir in Konstanz eine Premiere machen könnten. Da hatten wir gedacht, dass wir das vielleicht im Zebra Kino machen könnten.“

Auch das Uni-Kino “Lumière” wäre eine Idee, aber da habe man auch noch nicht angefragt. Auf jeden Fall kann die Konstanzer Filmwelt dem Frühjahr entgegenfiebern, denn dann wird sie um ein weiteres Werk reicher sein.


Zu den Personen:

Stefan Gritsch studiert Literatur-Kunst-Medien und ist als studentische Hilfskraft beim KIM tätig. Außerdem arbeitet er im Canon-Drucker-Center und tritt als Schauspieler in der Schweiz auf, beispielsweise bei Krimi-Dinner-Events. Nebenbei schreibt er Drehbücher für Filme und Theaterstücke.

Mila Schiller studiert Literatur-Kunst-Medien und engagiert sich aktiv im Unitheater. Durch den Kontakt zu Stefan Gritsch bekam sie letztes Jahr ihre erste Rolle im Theater und durch “Zwei Mädchen” nun auch im Film.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Posts
Mann im Bett mit Laptop
Lesen

Alexa, welche Zoom-Meetings stehen heute an? Über den Start ins zweite Online-Semester

In der Schule wurde uns immer gesagt, die Nutzung von technischen Geräten sei strengstens verboten. In Zeiten von Corona kehrt sich diese Aufforderung nun um. So lautet es strengstens: Schalten Sie bitte alle ihre technischen Geräte "ein"! Doch nicht nur das, auch Webcam und Mikrofon müssen einwandfrei funktionieren. Ein großer Bestandteil der Vorbereitung auf das zweite Online-Semester liegt somit darin, für eine bestehende Internetverbindung zu sorgen, denn Uni ist da, wo das WLAN funktioniert.
Lesen

Anarchistische Herzen und das wilde Life – Eine neue Lesereihe in Konstanz

Bisher war das Angebot für Literaturbegeisterte in Konstanz begrenzt und vielleicht ein bisschen angestaubt, während sogar Singen ein eigenes Literaturfestival hat. Das soll sich ändern, denn es gibt eine neue Lesereihe, die junge, spannende Literatur zu uns nach Hause bringen will. Unsere Redakteurin Hanna Seidel war bei der ersten zwischen/miete am 14. Juli dabei und sammelt hier ihre Eindrücke für euch.