Die mexikanische Malerin Frida Kahlo gilt als Ikone des Feminismus, überzeugte Kommunistin, Ehefrau des Malers Diego Rivera und als eine der berühmtesten Künstlerinnen überhaupt. „Ein Schmerz, der zur Kunst wurde“, so werden ihre Bilder häufig beschrieben. Frida hat zeitlebens nicht nur gezeigt, wie man Schmerz erkennt, sondern auch, wie man ihn überwindet. Ihren Schicksalsschlägen tritt sie mit Entschlossenheit entgegen und gibt nie auf für das zu kämpfen, was ihr wichtig ist: Kunst, Liebe und ein freies, selbstbestimmtes Leben.
Ein Blick auf Fridas Wirken – festgehalten in ihren eigenen Bildern, in Form einer immersiven Inszenierung zeigte die Lichthalle Maag in Zürich. Mithilfe von 360 Grad Videoprojektionen, Licht- und Toneffekten vermittelte diese multimediale Installation das Gefühl, selbst Teil des Kunstwerkes zu sein und in die Bilder einzutauchen. Der erste Eindruck war überwältigend: In leuchtend bunten Farben wurden Fridas Bilder an die Wände projiziert. Auffallend die vielen Selbstbildnisse, die darunter zu finden waren.
„Ich male mich, weil ich sehr viel Zeit allein verbringe und weil ich das Motiv bin, das ich am besten kenne.“
Als 18-Jährige erleidet Frida einen schweren Busunfall, woraufhin sie monatelang im Ganzkörpergips an ihr Bett gefesselt ist. In dieser Zeit beginnt sie zu malen. Später trifft sie auf das Malergenie Diego Rivera und verliebt sich in ihn. Gegen den Wunsch ihrer Eltern heiratet Frida den 20 Jahre älteren Diego, der vor allem durch seine „Murales“, großen revolutionären Wandbildern, im öffentlichen Raum berühmt geworden ist. Er inspiriert und unterstützt Frida in ihrem Schaffen – und betrügt sie. Seine vielen Affären, unter anderem mit Fridas geliebter Schwester Cristina, belasten sie sehr. Trotzdem hält sie zu ihm und verlässt ihn nicht.
„Am Ende des Tages können wir viel mehr ertragen, als wir denken.“
Fridas Bilder werden der Stilrichtung des Surrealismus zugeschrieben, obwohl sie sich selbst nie als Surrealistin gesehen hat. Sie betonte immer wieder, dass sie nie Träume, sondern ihre eigene Realität gemalt habe. Die makabren und grotesken Details sind eindringlich. Ein traditionelles Maya-Kleid auf einer Leine inmitten einer Großstadt. Frida im Herrenanzug, umgeben von abgeschnittenen Haaren. Entwindende Objekte aus dem Bauch einer Frau, die eine Fehlgeburt erlitten hat. Auf abstrakte Art und Weise verarbeitet sie ihre seelischen und körperlichen Leiden, die doch so lebendig und strahlend in Szene gesetzt sind. Außerdem setzt sich Frida in ihren Kunstwerken mit damals großen Tabuthemen wie Sexualität und Tod auseinander. Ihre eigenen Probleme betäubt sie oft im Alkohol- und Drogenkonsum.
Ihr bewegtes Leben streift auch die Politik. Frida ist zeitweise Mitglied der Kommunistischen Partei Mexikos, steht im Austausch mit Antikapitalist:innen in Amerika und Europa und nimmt an Demonstrationen teil. Als Leo Trotzki vor Stalin fliehen muss, wird er als Gast von Frida und ihrem Mann in der Casa Azul in Coyoacán aufgenommen. Mit ihm sowie weiteren Männern beginnt Frida Affären. Dennoch ist ihre Liebe zu Diego so stark, dass sie immer wieder zu ihm zurückkehrt. Sie stirbt 1954 an einer Lungenembolie und wird erst nach ihrem Tod berühmt.
Die Ausstellung, die bis zum 3. April 2022 stattfand, hat gezeigt, wie es Frida gelungen ist, sich über die traditionellen Konventionen ihrer Zeit hinwegzusetzen und sich immer wieder selbst von persönlichen Schicksalsschlägen zu befreien.