Die Kunst-Werk-Stadt der Universität Konstanz: Ein Raum für Kunst, Architektur und Begegnung

„Wir wollten eine Lücke schließen“, erklärt Birgit Rucker, eine der Gründer:innen der Kunst-Werk-Stadt in Konstanz und Dozentin an der Universität Konstanz. Mit diesem Vorhaben wurde die Kunst-Werk-Stadt ins Leben gerufen: Seit der Gründung engagieren sich die Teilnehmer:innen in der Vermittlungsarbeit im Bereich Kunst und Kultur. Die Kunst in Konstanz – vor allem im öffentlichen Raum – soll dabei erklärt und zugänglich gemacht werden.

Die Entstehung der Kunst-Werk-Stadt

Die Kunst-Werk-Stadt ist aus dem Engagement einer Gruppe Studierender der Universität Konstanz entstanden. Ziel war es, die Vermittlung von Kunst und Architektur im öffentlichen Raum der Stadt voranzutreiben. Dieses Angebot ist besonders attraktiv für geisteswissenschaftliche Studiengänge, insbesondere für den Studiengang Literatur, Kunst und Medienwissenschaften: „Es gibt immer mal einzelne Projektseminare, die über ein oder zwei Semester laufen, aber nichts, wo man dauerhaft dabei sein kann“, bemerkt Birgit Rucker. So wurde die Kunst-Werk-Stadt zunächst als klassische Hochschulgruppe gegründet, in der sich Studierende selbst organisiert mit Kunst und Architektur beschäftigt haben. „Die Idee war, in irgendeiner Art und Weise, Kunst und Architektur im Stadtraum zu vermitteln“, erinnert sich die Dozentin.

Seit ihrer Gründung 2017 hat die Kunst-Werk-Stadt mit vielseitigen und kreativen Projekten zur Vermittlung von Kunst in Konstanz beigetragen. „Unsere allererste Führung fand am Tag des offenen Denkmals statt. Es war die perfekte Gelegenheit, um in der Stadt bekannt zu werden“, blickt Birgit Rucker zurück. Ebendiese Führung wurde der Architektur an der Seestraße gewidmet, einer Mischung aus Historismus und Jugendstil. Die Pandemie stellte die Kunst-Werk-Stadt vor große Herausforderungen, bot aber auch Gelegenheit für innovative Formate. „Ein Highlight war der ‚Malbegleiter‘ – ein Faltblatt, das Menschen durch die Stadt führt, mit kleinen Aufgaben und Wissensfragen“, berichtet Birgit Rucker. Im Rahmen eines Seminars zur Kunst- und Kulturvermittlung von Birgit Rucker entstanden weitere spannende Konzepte, darunter eine Broschüre für Erstsemester, die Restaurants, Sehenswürdigkeiten und sonstige Lieblingsplätze Studierender vorstellt. Außerdem wurde ein Stadtplan mit QR-Codes und kurzen Audioguides entwickelt, der es ermöglicht, Kunstwerke in Konstanz auf eigene Faust zu entdecken.

Neue Wege der Kunst-Werk-Stadt

Nun ist im Wintersemester 2024/25 ein Neustart erfolgt– diesmal im Rahmen eines Schlüsselqualifikationskurses. Durch die Einbindung in das reguläre Studienprogramm können Studierende nun sowohl praktische Erfahrungen sammeln als auch ECTS-Punkte für ihr Studium erwerben. „Wir sind jetzt erst mal im digitalen Raum unterwegs, mit Instagram und einem Blog, der gerade entsteht“, erklärt Birgit Rucker. „Früher haben wir fast ausschließlich Führungen angeboten. Heute liegt der Schwerpunkt auf digitaler Vermittlung.“
Dennoch bleibt die Möglichkeit analoger Angebote bestehen. „Es wird sich über die nächsten Semester entwickeln, ob es wieder Führungen geben wird und wir vielleicht eine Mischform aus digitalen und analogen Angeboten haben werden“, erklärt die Dozentin. Besonders freut sie sich über den frischen Wind, den die neue Generation in die Kunstwerkstatt bringt: „Es ist gut, dass die neue Gruppe nicht einfach das Alte aufwärmt, sondern ganz neue Ideen einbringt.“


Für die Zukunft erzählt Birgit Rucker von ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen: „Es wäre schön, wenn wir langfristig wieder den Kontakt nach draußen aufbauen könnten, etwa durch eine Mischform aus digitalen und analogen Formaten. Wir sind allerdings noch am Anfang – das hat alles noch Zeit und geschieht natürlich nicht von heute auf morgen.“

Eine Einladung an neue Mitglieder

Die Kunst-Werk-Stadt richtet sich insbesondere an Studierende, die Interesse an Kunst und Kultur haben und sich ausprobieren möchten. „Die Kunst-Werk-Stadt ist eine schöne Möglichkeit, niedrigschwellig Kunst- oder Kulturvermittlung auszuprobieren, ohne dass allzu viel schiefgehen kann“, sagt Birgit Rucker. „Man kann Fehler machen, viel dazulernen und dabei Erfahrungen sammeln, die später im Berufsleben hilfreich sind.“ Anders als in etablierten Institutionen wie Museen, die oft Perfektion erwarten, ist die Kunst-Werk-Stadt ein Raum, in dem Fehler und Lernprozesse willkommen sind. „Wir sind eine Hochschulgruppe, deren Mitglieder Studierende sind. In der Ausbildung gehört es natürlich dazu, auch mal Fehler zu machen oder auf dem falschen Weg zu sein.“ Wichtig sei dabei auch die Flexibilität: „Wir haben keine:n Auftraggeber:in, der:die erwartet, dass wir irgendein fertiges Konzept vorlegen, sondern haben selbst in der Hand, wann und was wir abliefern.“


Was einst als Vision einer kleinen Gruppe engagierter Studierender begann, hat sich heute zu einem kreativen Projekt gewandelt, das nicht nur das Studien- und Seminarangebot bereichert, sondern auch eine Brücke zwischen akademischer Kunstwissenschaft und praktischer Kunstvermittlung schlägt. Dabei bleibt die Kunst-Werk-Stadt ein Ort des Experimentierens und des Lernens. Hier können Studierende ihre Ideen in die Tat umsetzen, Fehler und wertvolle Erfahrungen sammeln, die über den akademischen Kontext hinausgehen. Wer Lust hat, Teil der Kunst-Werk-Stadt zu werden, ist herzlich eingeladen, sich bei der Kunst-Werk-Stadt zu melden oder im Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 2025 nach dem entsprechenden Kurs „Hochschulgruppe Kunst-Werk-Stadt“ Ausschau zu halten.

Related Posts