Berge und Schnee

Ein Jahresrückblick: War 2020 wirklich so ein schlimmes Jahr?

Wird man 2020 in der Zukunft googeln, wird klar sein, wie sehr dieses Jahr unsere Welt geprägt hat: Europa ist zutiefst zerstritten, die Gesellschaft bringt Demonstrationen und Unruhen hervor, der globale Zusammenhalt bricht zunehmend auseinander und eine tödliche Viruserkrankung erstreckt sich als Pandemie über die ganze Welt.

Der Beginn des neuen Jahrzehnts wird in die Annalen als eines der ereignisreichsten und vielleicht auch schlimmsten Jahre eingehen – oder übertreiben wir etwa alle maßlos?

Ein kleiner Ausschnitt des Weltgeschehens 2020:

  • Januar: Australiens Buschfeuer halten an und die Heuschreckenplage in Afrika und Pakistan verbreitet sich seit genau einem Jahr weiter
  • 8. Januar: 176 Menschen sterben beim Abschuss eines Flugzeugs der „Ukraine International Airlines“ in Teheran
  • 24. Januar: Erdbeben in der Türkei
  • 31. Januar: offizieller Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union, aber die Verhandlungen halten weiter an
  • 19. Februar: Rechtsextremer Terroranschlag in Hanau
  • 11. März: Covid-19 wird zur Pandemie erklärt
  • 22. März: Erdbeben bei Zagreb
  • 12. April: Tornados in den USA
  • 27. Mai: Beginn der Unruhen in Minneapolis, nachdem der Afroamerikaner George Floyd von einem Polizisten getötet wurde – diese weiteten sich als wiedererweckte „Black Lives Matter“-Bewegung auf der ganzen Welt aus
  • 4. August: Explosion im Hafen Beiruts
  • 9. August: Proteste nach umstrittenen Sieg von Aljaksandr Lukaschenkas bei der Präsidentschaftswahl in Weißrussland
  • 16. Oktober: Enthauptung eines Lehrers in einem Pariser Vorort
  • 2. November: Islamistischer Terroranschlag in Wien
  • 7. November: Joe Biden gewinnt Präsidentschaftskandidatur
  • 30. November: Beantragung von Covid-19-Impfstoffen innerhalb der EU
  • Das ganze Jahr über: Covid-19 Pandemie und dadurch entstehende Wirtschaftskrise

Es ist kaum möglich, alles aufzulisten, was innerhalb eines Jahres passiert, denn dies geschieht auch von einem gewissen Standpunkt: In diesem Fall einem eurozentrischen Standpunkt. Denn neben der oben aufgeführten Auflistung gab es noch viele weitere nennenswerte Aspekte dieses Jahres, die wir in Deutschland als nennenswert einstufen, weil sie uns medial erreicht haben oder von Bedeutung für uns gewesen sind.

Die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele wurden abgesagt, es kam zu weiteren Buschfeuern in den USA sowie Argentinien und es gab weltweit ständig wechselnde Lockdowns.

Quelle: Adobe Stock

Die „QAnon“ sowie die „Querdenker-Bewegung“ führten immer wieder zu neuen Debatten. Besonders das Internet trägt dazu bei, dass sich solche Gruppierungen miteinander vernetzen, aber es heizt auch Debatten der Gegenseite an. Ohne das Internet, besonders die sozialen Medien, würde der Beginn des neuen Jahrzehnts vielleicht anders aufgefasst werden.

Die Verbreitung von Nachrichten und „Fake-News“ geht daher Hand in Hand mit den im Internet geteilten Informationen. Ein großer Teil von dem, was dieses Jahr geteilt wurde, bestand aus „2020 Memes“, durch die die unheilvollen Geschehnisse durchgängig präsent blieben.

2020 gilt als schrecklicher Jahr als 2016 und das obwohl wir es damals mit Horror-Clowns und der Wahl von Trump – den wir durch die diesjährige Wahl bald los sind – zu tun hatten. Dass wir dieses Jahr so verteufeln, verdanken wir also nicht nur den Ereignissen, sondern auch dem Inhalt der Nachrichten und des Internets.

Das Jahr 2020 hielt nur wenig positive Schlagzeilen für uns bereit, aber es gab sie dennoch, wenn auch manchmal versteckt: So zum Beispiel wurde Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt, aber er trat kurz danach aufgrund einer durch seine Wahl ausgelösten Regierungskrise zurück. Der Flughafen Berlin Brandenburg, kurz BER, wurde am 31. Oktober 2020 eröffnet. Kein April-Scherz, aber dafür als Halloween-Schreck schafft der „BER“ es trotz seiner Eröffnung durch diverse Pannen die Bevölkerung weiterhin zu Witzen zu inspirieren, die zur Corona-Zeit so ein wenig „normalen Wahnsinn“ wahren können.

Quelle: Adobe Stock

Geprägt wurde 2020 vor allem durch die Covid-19 Pandemie und die ist ein schreckliches, noch immer anhaltendes Ereignis dieses Jahres. Egal ob die Medien dazu beigetragen haben, das Thema auszuschlachten oder nicht, durch den Erreger SARS-CoV-2 gab es Millionen Tote. Diese Krankheit hat nicht nur diverse Quarantänen und Lockdowns mit sich gebracht, sondern auch viel Leid, Trauer und Schmerz.

Historisch gesehen mag 2020 nicht das schlimmste Jahr gewesen sein, dass die Menschheit je erlebt hat. Es gab schon immer Pandemien, die durch Tierproduktkonsum hervorgerufen wurden, es gab schon immer Kriege und Naturkatastrophen.

Nicht jeder ist von der Krankheit betroffen, nicht jeder hat einen Menschen an diese Krankheit verloren und somit ist für manche das Jahr in einem persönlichen Rückblick nicht ganz so verheerend gewesen, wie es im Schnitt für die ganze Welt war.

Es ist in Ordnung, wenn man am Ende von diesem Jahr sagen kann, dass man selbst nicht in die Knie gezwungen wurde, genauso wie es in Ordnung ist, wenn man das Gefühl hat, dass man vom Weltschmerz erdrückt wird, obwohl man selbst keine sichtbaren Verluste zu verzeichnen hatte. Dieses Jahr hat uns alle geprägt; die einen mehr, die anderen weniger.

Also: 2020 war ein einschneidendes Jahr, aber nicht für jeden war es ein persönliches Desaster.

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