IANI und Mona Ida: Musikalische Talente aus der Bodenseeregion

Campuls trifft die 25-jährige Janina, wie „IANI“ mit bürgerlichem Namen heißt, virtuell für ein Interview, in dem unter anderem die Themen Frauen in der Musikindustrie, der Prozess der Musikproduktion, sowie ihre erste veröffentlichte EP angesprochen werden. Privat hat Janina gerade ihre Abschlussarbeit im Studiengang Innenarchitektur eingereicht und freut sich sehr, neue Projekte in Angriff nehmen zu können.

IANI

Campuls: Gäbe es ein Genre oder vielleicht mehrere, in die deine Musik kategorisiert werden könnte?

IANI: Da sprichst du schon den springenden Punkt an. Wenn es um Musikrichtungen geht, muss man sich oft in Genres einordnen beziehungsweise diese bei Events oder Plattformen angeben. Ich habe mir mal das Label „Elektro-Pop“ gegeben, da ich hauptsächlich Klänge und Beats aus den zwei Richtungen in meine Musik mit einfließen lasse. Aber im Endeffekt sollte es das Ziel von Musikproduzent:innen sein, neue Musikrichtungen zu erschaffen. Mein eigener Stil resultiert aus allen musikalischen und nicht musikalischen Einflüssen in meinem Leben. Das ist das Schöne an der Musik und auch viel spannender, als immer in bereits existierenden Genres zu denken.

IANIs erste EP: Me at the Zoo (2021).

C: Wie kann man sich den Prozess der Songentstehung vorstellen?

I: Ich starte immer frei und losgelöst von Themen und Genres. Also es ist nicht so, dass ich mir denke: „heute produziere ich mal einen Pop-Song.“ Im Gegenteil – es interessiert mich am Anfang der Entwicklung noch nicht, was dabei rauskommt, ich gehe da mit dem Flow.

Wichtig ist mir nur, dass man am Ende heraushören kann, was ich bei der Musikproduktion gefühlt habe. Für meine EP habe ich zum Beispiel Geräusche aus meiner Umgebung mit dem Handy aufgezeichnet und diese in meine Songs integriert.

IANI

C: Was hörst du privat für Musik?

I: Momentan viel Hiphop. Aber eher nicht auf Deutsch, denn viele deutsche HipHop- und Pop-Songs sind zurzeit sehr berechenbar. Stattdessen höre ich gern die deutsche Künstlerin „Ätna“ oder auch Künstler:innen wie „Noga Erez“ oder „Flume“. Was bei Flume beeindruckend ist, ist die Tatsache, dass sich hier ein eigenes Genre aufgebaut wurde. Auch Noga Erez finde ich super inspirierend, denn sie macht all das, was ich auch gern können würde. Manchmal höre ich aber auch gern klassische Stücke wie die von Richard Wagner. Gerade, weil ich einen Hintergrund in klassischer Musik habe.

C: Könntest du deine Ausbildung in der klassischen Musik etwas näher erläutern?

I: Aber klar doch! Ich habe jahrelang Geige gespielt und war auch in Orchestern. Daher hatte ich zuerst auch überlegt, Geige zu studieren. Die klassische Musik ist schon eine Passion von mir. In diesem Genre spielt man allerdings immer die Noten anderer Personen nach und diese werden detailliert vorgegeben, weshalb man beim Spielen selbst sehr genau sein muss, damit es sich gut anhört. Mit den Jahren entwickelt man daher ein genaues Gehör für Töne allgemein. Diese Liebe zum Detail mag ich gern und kann sie bei der Musikproduktion sehr gut umsetzen.

C: Wie kam es dann, dass du von der Geige zur elektronischen Musik gekommen bist?

I: Nachdem ich während der Schulzeit in einer Coverband gespielt habe, kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem ich selbst kreativ und innovativ sein wollte. Man muss sich zwar intensiv reinarbeiten, aber heutzutage kann jede:r Musik produzieren, egal wo und wann. Das hat natürlich gute, aber irgendwo auch schlechte Seiten. In der Musikproduktion momentan gibt es beispielsweise viele vorgefertigte Sounds, mit denen viele Musikproduzent:innen gern arbeiten. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Personen trauen, Geräusche von Grund auf selbst zu produzieren und die Details nicht außer Acht zu lassen.

C: Deine vor kurzem erschienene EP heißt „Me and the Zoo“. Was steckt dahinter?

I: Da war ganz viel Wein im Spiel (lacht). Dass ich mir viele Gedanken darüber mache, was andere von mir denken, hat es auch nicht einfacher gemacht. Ich habe lange überlegt, ob ich die Songs überhaupt veröffentlichen soll, mich letztendlich aber dafür entschieden. Getreu nach dem Motto:

Das kann ich bisher. Hört es euch an und wenn euch die Tracks gefallen, dann freue ich mich. Wenn nicht, diese EP repräsentiert nur einen Abschnitt meines musikalischen Weges.

IANI

Die EP ist auch mit sehr vielen Gefühlsentscheidungen verbunden. Die Vocals des Songs „17_08“ habe ich beispielsweise bei einem Freund aufgenommen, der das gelernt hat. Das, was ich im Voraus als Skizze in meinem Zimmer aufgenommen habe, hat mir aber besser gefallen und ich habe mich für diese Sounds entscheiden, obwohl viele diese Entscheidung wahrscheinlich als technisch falsch bezeichnen würden. Es ist mir aber wichtig, dass in der Musik nicht alles zu perfekt ist, denn es kommt auf die Gefühle und die Energie an.

IANI im Jahr 2019 beim Festival „Allgäu’s Finest“.

C: Warum produzierst du deine Musik ausschließlich auf Englisch?

I: Die Frage wurde mir schon einmal bei einem Interview gestellt, als ich mich bei einem Bandpool beworben hatte. Bei diesem Wettbewerb wurden ausschließlich Künstler:innen gesucht, die passende Musik für den deutschen Raum produzieren und die dann in Deutschland auch gut vermarktet werden kann. Meine Songs sollen aber für alle verständlich sein. In der Hinsicht will ich mich nicht limitieren und Songs produzieren, die ausschließlich im deutschen Raum gut ankommen, sondern primär das erschaffen, was mir gut gefällt und mir hilft, mich als Künstlerin musikalisch auszudrücken. Ich finde, dass das Produzieren von Musik auf deutscher Sprache mehr „Offenheit“ erfordert und Interpretationsspielraum wegnimmt.

C: Könntest du dir vorstellen, künftig auch Projekte mit anderen Künstler:innen aus der Musikbranche zu realisieren?

I: Ja klar, warum nicht. Während ich die Bachelorarbeit geschrieben habe, habe ich mich erstmal auf mein eigenes musikalisches Lernen fokussiert. Nachdem ich dieses Kapitel meines Lebens nun aber abgeschlossen habe, wäre ich offen für einzelne Projekte mit anderen Personen aus der Film-, Fotografie- oder Musikbranche. Es sind bereits ein paar Leute nach Veröffentlichung meiner EP auf mich aufmerksam geworden und haben mich bezüglich Kollaborationen angeschrieben. Ein Traum von mir wäre es, ein Projekt mit vielen Streichinstrumenten oder sogar einer Musikkapelle zu realisieren. Damit würde ich meine beiden Herzenssachen miteinander verbinden: die klassische und elektronische Musik.

C: Gäbe es noch etwas, was du unseren Leser:innen oder anderen musikalischen Newcomern auf den Weg geben möchtest?

I: Es ist mir ein persönliches Anliegen, weibliche Künstlerinnen und Musikproduzentinnen dazu zu motivieren, nicht groß darüber nachzudenken, ob sie gut genug für die Musikbranche sind, sondern einfach zu machen. Die Musikszene braucht euch! Ich persönlich kenne keine andere weibliche Musikproduzentin, die wie ich gerade in den Anfängen ihrer Karriere steckt, was sehr schade ist. Es sollten außerdem mehr Festivals Programme für Frauen mit Frauen machen. Kein Geschlecht kann besser Musik produzieren als das andere. Daher: traut euch einfach!

Gefühlvolle Stimme, neuartige Sounds, ansteckende Beats: Das ist IANI.

Für mehr Einblicke:


Mona Ida

Die Campuls traf sich in gemütlicher Atmosphäre in einem Café mit Mona Ida Gerstenmayer (23), der Sängerin und Gitarristin des Duos „Mona Ida“, um sich über ihre Musik, ihr neues Album und die neue Normalität zu unterhalten.

Vom Soloprojekt zum Duo

„Mona Ida“ begann vor vier Jahren als Soloprojekt der Sängerin, die ihre Lieder selbst schreibt. Sie trat auf diversen kleineren Bühnen in Vorarlberg auf. Vor zwei Jahren stieß Patrick Mufahsa (30), genannt Fahsi, dazu und erweiterte die Musik um eine zweite Gitarre und Stimme. Auf die Frage, wie Mona Ida ihren Stil beschreiben würde, meinte sie:

Wir fallen auf jeden Fall in die Singer-Songwriter-Sparte. Doch die Einflüsse auf unsere Musik sind divers. Manchmal ein wenig Gipsy, dann wieder etwas mehr Folk – Wir schränken uns da nicht wirklich ein. Wir lassen uns von dem leiten, was uns gefällt, uns inspiriert und uns bewegt.

Mona Ida Gerstensänger

Mona Ida mixt Dialekt mit Hochdeutsch und Englisch. Diese Mischung ist außergewöhnlich, erfrischend und zu 100 Prozent hörenswert– Dies fand auch die Jury des „Sound @V“-Musikpreises, welchen „Mona Ida“ am 9. Juli 2021 in der Kategorie „Mundart“ gewann.

Mona Ida Gerstensänger und Patrick Mufahsa – die Gesichter hinter der Band „Mona Ida“. Bild: Pressefoto / Angela Lamprecht

New Normality

Das neue Album des Duos heißt „New Normality“. Drei der Lieder entstanden während des Lockdowns, zwei hatten sie bereits zuvor geschrieben. Mona Ida verriet uns die Hintergrundgeschichten zu drei der Songs.

In der ersten Zeit im Lockdown ist nichts passiert– Die Welt stand still. Aber Mona Ida und Fahsi ging es nicht schlecht. Er spielte viel Gitarre und sie konsumierte vor allem Musik von anderen Künstler:innen. „Es war irgendwie komisch, dass wir einfach ein Jahr lang daheim gesessen sind und man nicht wirklich etwas machen konnte.“, erzählt Mona Ida.

Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an alles gewöhnt, egal wie komisch es am Anfang ist. Irgendwann ist man mittendrin in der neuen Normalität, in der man den ganzen Tag Scrabble spielt, spazieren geht und am Abend etwas trinkt.

Mona Ida Gerstensänger und Patrick Mufahsa

Da kam ihnen eine Idee: Fahsi hatte bereits im Lockdown eine Melodie geschrieben und sie setzten sich hin und dachten gemeinsam darüber nach, was so alles passiert ist und was sie so gemacht haben in den Lockdowns. Innerhalb einer Stunde entstand so das titelgebende Lied „New Normality“.

„Mona Ida“ nahmen am Projekt „Sampler in a Day“ teil. 13 unterschiedliche Musiker:innen und Bands stellten sich der Herausforderung, innerhalb von 24 Stunden ein Lied zu schreiben und aufzunehmen – Unter ihnen „Philipp Spiegl“, „Fallen Sons Union“ und „Misty Chambers“. Mona Ida und Fahsi waren zuerst nervös – Was wäre, wenn ihnen nichts einfällt? Was, wenn es nicht klappt? Doch nach dem Aufstehen fiel Mona Ida ein Text ein, sie schnappten sich die Gitarren und legten los. Nach 24 Stunden war das Wunder dann vollbracht und sie konnten stolz „Spacey, cloudy, wieslos“ präsentieren.

Das Lied „Loss Mi (löufige henn für di)“ entstand aus einer Blödelei des Duos heraus. Sie jammten zu Hause und da kam ihnen die Idee, dieses Lied wirklich zu schreiben. „Wir wollten etwas Verrücktes machen, damit die Menschen unter ihren Masken anfangen, zu grinsen. Wir wollten etwas Schönes in die Welt setzen und die aktuelle Situation des Stillstandes dazu nutzen, etwas Neues zu kreieren.“ Das ist ihnen mit diesem Lied und dem gesamten Album auf jeden Fall gelungen.

Die neue EP des Duos: New Normality – inspiriert durch das viele Scrabbeln während der Lockdown-Zeit.

Kostprobe gefällig? Hier geht’s zu Mona Idas Spotify

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